Kurzkritik:Märchenhaft

Lesezeit: 1 min

Mönkemeyer, Youn und Meyer im Prinzregententheater

Von Klaus Kalchschmid, München

Wann hat man die Stücke dieses Abends zuletzt live oder überhaupt jemals in einem Konzert gehört? Im Falle der "Märchenbilder" op. 113 von Robert Schumann ist es sieben Jahre her: Damals wie heute spielten sie Nils Mönkemeyer und William Youn. Der weiche, warme, tragende Ton des Bratschers, der auch hell strahlend klingen kann, und das differenzierte, einschmeichelnde oder mit Maß und Ziel auftrumpfende Spiel des Pianisten wurden im Prinzregententheater sowohl den beiden schnellen Stücken gerecht wie der tief dunklen Schwermut in den sie rahmenden Teilen.

Weitaus populärer sind die drei "Fantasiestücke" für Klarinette und Klavier, auch weil sie mit Geige oder Cello ad libitum aufzuführen sind. Sabine Meyer spielte sie mit einem so schönen, flexiblen Ton, dass man die sattsam bekannten Stücke wie neu hörte. Bei der Bearbeitung der Sopran-Arie "No, che non sei capace" KV 419 konnte die Klarinette ebenso fein aussingen wie mit Koloraturen brillieren.

Mönkemeyer und Youn, der gerade Volume 5 einer in ihrer Subtilität herausragenden Gesamtaufnahme der Mozart-Klaviersonaten vorgelegt hat, machten danach bekannt mit der entzückenden C-Dur-Sonate KV 14 des neunjährigen Mozart, die mit einem duftigen Glockenspiel-Effekt endet. Das berühmte Kegelstatt-Trio KV 498 beschloss den offiziellen Teil des Konzerts und zeigte wieder einmal, wie berückend natürlich und selbstverständlich die Kombination Klarinette, Bratsche und Klavier bei Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer und William Youn klingen kann. Vom herkömmlichen Klaviertrio mit Geige und Cello unterscheidet sie sich erheblich, auch wenn Max Bruch in seinen acht Stücken für diese rare Besetzung das volle romantische Register zieht: Von der mild bewegten Eröffnung der Nummer 2 über den träumerischen "Nachtgesang" (Nr. 6) und das kecke, siebte Stück bis hin zur höchst sanglichen "Rumänischen Melodie" als letzter Zugabe.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: