Kurzkritik:Lässig

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Das brasilianische Trio Azymuth im Bayerischen Hof

Von Ralf Dombrowski, München

Zuerst gingen amerikanische Jazzmusiker nach Brasilien und ließen sich inspirieren. Das Resultat hieß Bossa Nova, ein Kassenschlager der Sechzigerjahre. Dann drehten die Brasilianer den Spieß um und holten sich Kraft von der Rockmusik. Manches führte zum Tropicalismo, anderes zu eigenwilligen Formen von Fusion. Das Trio Azymuth zum Beispiel meldete sich erstmals Anfang 1973 zu Gehör. Die Bands der Stunde hießen damals Return To Forever, Weather Report, Mahavishnu Orchestra und so konnte man ein paar Einflüsse dieser Vorbilder auch bei den Kollegen aus Rio entdecken.

Doch bald schon wurde daraus eine eigene Mixtur, mit rhythmisch vertrackten und zugleich leicht fließenden Kompositionen, einer Prise Psychedelic im Sound und jazzrockiger Eleganz im Ausdruck. Es gab Hits, die es bis in die Pop-Charts schafften, ein paar gute Jahre internationaler Aufmerksamkeit, dann wieder der Rekurs auf die eigenen Wurzeln. Azymuth machten weiter, bis heute, und so konnten sie ihre stilistisch wunderbar aus der Zeit gefallene Musik im Night Club des Bayerischen Hofs präsentieren. Der Bassist Alex Malheiros und Dummer Ivan Corti gehören noch zu der Gründungsbesetzung, der Tastenmann Kiko Continentino ersetzt seinen 2012 gestorbenen Vorgänger José Bertrami. Gemeinsam stimmen sie Musik aus allen Schaffensperioden der Band an, wobei die Kombination von synthetischen, flötenden Keyboard-Sounds, E-Piano-Klängen und Vocoder-Stimmen mit trocken pulsierendem, solistischen mit Rock-Effekten erweitertem Bass und ebenso elegant wie rockig kraftvoll fließendem Schlagzeug noch immer nach Achtzigerjahren und heiterer Bewusstseinserweiterung klingt.

Mehr als vier Jahrzehnte Bandgeschichte sind zwischenzeitlich ins Land gegangen und nichts kann die Spielfreude und schrullige Lässigkeit von Azymuth bremsen. Das ist Musik aus Überzeugung und eine exquisite Eröffnung der Brasilianischen Woche, die noch bis zum Sonntag den Klang der Ferne in den Bayerischen Hof holt.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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