Kurzkritik:Kühne Kapriolen

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Die neuen "Kaiser Chiefs" in der Muffathalle

Von DIRK WAGNER, München

Die Friedhöfe der Welt sind voll von Unersetzbaren. Das musste auch der Schlagzeuger Nick Hodgson erfahren, nachdem er im Dezember 2012 die von ihm gegründeten Kaiser Chiefs verlassen hatte. Weil bis dahin nämlich die meisten Songs aus seiner Feder stammten, hätte sein Ausstieg eigentlich auch das Ende der Band bedeuten müssen. Stattdessen wagten die restlichen Mitglieder trotzig einen Neustart mit dem Aushilfs-Drummer Vjay Mistry, der mittlerweile auch von den Fans als festes Mitglied akzeptiert wird.

Das erst jüngst erschienene zweite Album der Kaiser Chiefs mit dem Titel "Stay Together" postuliert nun schon im Titel die Entschlossenheit der Band, auch ohne Nick Hodgson weiterzumachen. Die Entscheidung sei letztlich auch der Zustimmung der Fans zu verdanken, sagt Sänger Ricky Wilson in der Münchner Muffathalle, wo die Band ihr Konzert mit dem Titelstück des aktuellen Albums dergestalt eröffnet, dass der Song bereits aus der Konserve zugespielt wird, als die Band die Bühne betritt. Äußerst eindrucksvoll verstärken die Kaiser Chiefs dann live den Sound und transportieren den Song so in ihr Konzertprogramm. Und ebenso selbstbewusst legt die Band aus dem nordenglischen Leeds mit "Everyday I Love You Less And Less" gleich noch einen ihrer größten Hits nach und startet damit einen Hit-Block, in dem die neuen Songs so geschickt zwischen "Ruby", "I Predict A Riot" und "Oh My God" platziert werden, dass die Fans sie gleichsam wie Evergreens feiern.

Mit ihrer Setlist gelingt den Kaiser Chiefs zudem eine wunderbare Wechselwirkung. Die Band scheint Energie aus dem begeisterten Publikum zu saugen, um sie bald wieder umso gewaltiger in den Raum zu entladen. Als könne selbst die Schwerkraft aufgehoben werden, springt Sänger Ricky Wilson auf die Bassdrum oder balanciert auf den Monitorboxen am Bühnenrand respektive den ihnen zur Seite gestellten kleinen Podesten und unterstreicht damit auch visuell die kühnen Kapriolen seiner Musik.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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