Kurzkritik:Kleine Lachpause

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Matthias Reuther in der Lach- und Schießgesellschaft

Von THomas Becker, München

Im Kabarett gewesen. Geweint. Schmarrn, so schlimm war's nun auch wieder nicht. Lachen ging sich allerdings leider nicht aus. Ein paar Minuten Schmunzeln, mehr war trotz Rosenmontag nicht drin, sorry. Die Rede ist von Matthias Reuter und seinem dritten Soloprogramm "Die Menschen sind ne Krisenherde". Woran's lag? Tja, wenn man das immer wüsste. Es gibt so Abende, da zündet einfach nix. Die sind vergessen, wenn man vor der Lach- und Schießgesellschaft wieder aufs Radl steigt und heimfährt.

Nach Hause: Dahin zog es Matthias Reuter am Tag nach seiner Premiere im "Laden" dann auch wieder. Oberhausen, Bochum, Duisburg-Buchholz, Neuss: So heißen die nächsten Stationen des Enddreißigers aus Oberhausen-Sterkrade. Womöglich funktioniert sein Humor im Pott einfach besser. Hier hat er diverse Preise gewonnen (Krefelder Krähe 2008, Bielefelder Kabarettpreis 2009, Tegtmeiers Erben 2011), ist präsent in verschiedenen Rundfunksendungen und tritt regelmäßig beim so genannten Bier- und Leseabend in der Bar des Theaters Oberhausen auf. Wahrscheinlich ist er dort auch nicht ganz so ehrfürchtig, um nicht zu sagen anbiedernd unterwegs wie in den heiligen Kabarett-Hallen an der Ursulastraße. Die Folge: Alles wirkt sehr vorsichtig und umständlich, kommt recht zäh daher. Es fehlen der Zug und auch die Relevanz.

Was von diesem Abend in Erinnerung geblieben ist? Nun, langatmige, weitgehend pointenfreie Anmoderationen, gesanglich überschaubares Liedgut samt gefälliger Klavierbegleitung, Erkenntnisarmes und Erwartbares zu Themen wie Schwarmintelligenz oder Familie sowie Passagen mit pseudoniederbayerischer Zuwanderungslyrik. Einzig der herrlich durchgeknallte Poetry-Slam-Text, in dem Angela Merkel mit einem Affen den Benz von Bushido klaut, zaubert einem kurzzeitig mal ein Schmunzeln ins Gesicht. Immerhin: Er kann Selbstironie. Reuter erzählt von einem Gastspiel nebenan im Vereinsheim, wofür es genau eine Kartenreservierung gab. Ein zweiter Gast habe gleich zu Anfang gefragt: "Spielt heut' nicht Balloon Pilot?", was Reuter verneinte, worauf Nummer zwei meinte: "Du, dann trink ich das hier noch aus und bin dann weg." Hart, aber ehrlich.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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