Kurzkritik:Klapper-Kabel

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Feines und Witziges beim "Adevantgarde"-Festival

Von Klaus Kalchschmid, München

Was für eine schräge, aber schon fast klassische Combo: Flöte, Klarinette, Harfe, Klavier und Schlagwerk. Innerhalb des wieder anregenden und vielfältigen "Adevantgarde"-Festivals spielte das Berliner Ensemble Adapter (Kristjna Helgadottir, Ingolfur Vilhjalmsson, Gunnhildur Einarsdottir, Matthias Engler) mit Elmar Schrammel am Flügel im Einstein drei Werke für diese Besetzung.

Das älteste, "Rainspell" (1982), stammte von Toru Takemitsu: ein meditatives, fein verästeltes Gespinst, das die Instrumente mal ganz für sich, manchmal geradezu verschmelzen ließ. Am Ende des ersten von vier Sets bei diesem netto fast dreistündigen Abend begann die Uraufführung von Kay Westermanns "Dämmer und Aufruhr" mit einem unverhohlenen Trauermarsch-Gestus, der in einen vitalen Groove überging und schließlich wieder in leisen "Dämmer" zurückfiel. Henrik Ajax' "99 & ½ days" ist ebenfalls ein gelungenes, immer dichter gearbeitetes Stück, das beim Hinabgleiten in tiefste Regionen fast wie eine Unterwassermusik anmutete. In Johannes Motschmanns "Waves and Latent Cycles" fehlte die Klarinette, doch der Glasperlenspiel-Beginn entfaltete immer intensiver polyphones Leben.

Außer dem berückenden "Három" für Klarinette (Marton Illes) gab es auch eher fade Musik zu hören, dank Piccoloflöte Zwerchfelltraktierendes, eine "Sad Music for Lonely People", die ihrem Namen alle Ehre machte, aber auch jede Menge Witziges: Für "History of my Instrument" (Simon Steen Andersen) fungierte eine mit Papier verklebte Harfe als Videowand, in Guðmundur Steinn Gunnarssons "Kvartett" verfusselten sich drei winzige Blas- und ein Zupfinstrument (eine hellblaue Kinder-Gitarre), während Pall Ívan Frá Eiðums "Pjoðlag" knackiges Geblase und Getrommel für Bassklarinette und Blech- beziehungsweise Plastikeimer bot. Zum Finale flackerte und klapperte Simon Løfflers "b für Effektpedale, Neonlichter und ein loses Kabel" genauso komisch, wie sich der Titel liest.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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