Kurzkritik:Klangpracht

Das BRSO mit Simone Young in der Philharmonie

Von Klaus P. Richter, München

Im tiefsinnigen Piano "cantabile" des Andante von Mozarts "Jupiter"-Sinfonie war die Maestra des Abends ganz bei sich und bei einem vollendeten Mozart. Denn das Auskosten jedes Pianos bis in seine sublimsten Valeurs schien Simone Young bei ihrem Debüt mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine Herzensangelegenheit zu sein. Die international agierende Australierin, eingesprungen in der Gasteig Philharmonie für den kranken Mariss Jansons, rückte Mozart damit weit weg von den forschen Geschwindmärschen verbreiteter Mozart-Lesarten, ließ alle Wiederholungen spielen und vertiefte sich mit beschwingtem, sehr körperbetonten Dirigiergestus in alle Details von Mozarts letzter Sinfonie. Allerdings wurde es so weniger ein apollinisch-strahlender Mozart, sondern fast so etwas wie die Vorahnung einer romantischen Sinnlichkeit, die dann bei Richard Strauss den Abend beherrschte.

"Ein Heldenleben", ein sinfonischer Koloss, der als Tondichtung daherkommt - und Simone Young in ihrem Metier als Wagner-, Bruckner- und Strauss-Erfahrene. Die schwierige Dialektik zwischen dem formalen Konzept der Sonatenform und einem überbordenden Narrativ von sechs programmatischen Episoden, dem man sogar nachsagt, dass es mit einer "Ich"-Darstellung von Strauss zu tun hätte, vergisst man in den überwältigenden Klangfluten einer Erzähl- und Instrumentationskunst von Hyper-Wagnerischer Opulenz. Auch hier setzte Young nicht auf plakative Rasanz, sondern auf den eindringlichen Affekt.

Damit traten zwar die pointiert-gestischen Seiten des musikalischen Idioms etwas in den Hintergrund, dafür blühten aber seine illusionistischen auf. Das BRSO aber musizierte mit unübertrefflicher Klangpracht, garniert mit Highlights wie den solistischen Violinkünsten von Konzertmeister Radoslaw Szulc und dem Prunk des grandiosen Blechbläserensembles. Tosender Applaus.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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