Kurzkritik:Infernalisch

Igudesman & Joo mischen die Gasteig-Philharmonie auf

Von Harald Eggebrecht, München

Am Ende Jubel, Trubel, Heiterkeit auf höchst vergnüglichem und vergnüglich hohem Niveau. Es ist so eine Sache mit Humor und Komik in der Musik, oft kommen dabei nur brave Parodien oder öde Faschingskonzerte heraus. Doch Loriot oder entschieden besser der amerikanische Komiker Danny Kaye, vom legendären Gerard Hoffnung und seinen Groteskkonzerten im London der Fünfzigerjahre ganz zu schweigen, haben gezeigt, wie grundkomisch es beim Aufführen klassischer Musik zugehen kann. An diese erlauchte Linie knüpfen der brillante Geiger Aleksey Igudesman und sein Klavierpartner Hyung-Ko Joo an. Sie haben eine in ihren besten Momenten kein Auge von Lachtränen trockenlassende Show entwickelt, deren Dynamik und komische Dramatik sich aus dem Wettkampf speist. In ihrer "Little Nightmare Music" treiben sie sich gegenseitig in immer wüstere, schließlich absurdere Verstiegenheiten auf ihren Instrumenten. Dabei nutzen sie alles, was die Musik hergibt zwischen Mozart, Jazz und Pop.

In der Philharmonie haben sie dieses Format auf symphonische Maße zur "Big Nightmare Music" vergrößert. Die Münchner Symphoniker erwiesen sich als geradezu lässige, zu jedem Übertreibungswahnsinn fähige Formation, die die diversen Springtänze, Weinkrämpfe und Lärmorgien mit Verve und unübersehbarem Spaß in den Saal fetzten. Wohlgemerkt: Je mehr man sich auskennt in der Musik, desto größer das Vergnügen am infernalischen Witz von Igudesman & Joo. Auch Weltklassebratschist Antoine Tamestit war wie alle hell begeistert.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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