Kurzkritik:Höhenflüge

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Staatsballett-Gala im Prinzregententheater

Von Eva-Elisabeth Fischer, München

Gala meint immer die Superlative nach dem olympischen Prinzip "schneller, höher, weiter". Gala ist immer auch ein Ausflug in ein Museum. Heutigen Erwartungen nach einem wie auch immer gearteten Erkenntnisgewinn über das bloß Circensische hinaus entsprechen sie kaum. Sie überleben als Anachronismus in einer Zeit, in der Können vielfach als überflüssig desavouiert wird.

Wenn nun Ballettchef Igor Zelensky vollmundig eine "Gala mit Stars des Bayerischen Staatsballetts" im Prinzregententheater annonciert und diese noch dazu in Parts, in denen sich die Tänzer am liebsten selbst sehen, greift er nicht einmal zu hoch. Im schmalen Programmheft fällt auch der Name "Bolschoi". Den Vergleich mit den Tänzern und Tänzerinnen von Moskaus Elitetruppe müssen die Münchner schon jetzt kaum mehr scheuen. Ihre Körper sind andere, ihre Fähigkeiten gewachsen. Dass Höhenflüge wie diese auch die Konkurrenz untereinander beflügelt, erweist sich beim Schlussapplaus. Wer wird nun lauter bejubelt: Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov in "Le Corsaire" oder doch Ivy Amista und Osiel Gouneo in "Don Quijote", den zwei abgenudelten und dennoch immer wieder spektakulären Gala-Dauerbrennern zum Mitpfeifen? Wir sagen mal, letztere haben mit Aplomb, noch dazu in der Schlussnummer, das Rennen gemacht (nächste Gala an diesem Sonntag um 18 Uhr, Live-Stream im Internet unter www.staatsoper.de/tv).

Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarow allerdings tanzen auch den einzigen zeitgenössischen Pas de deux, einen aufregend sinnlichen Tango des Russen Yuri Smekalov, eines ehemaligen Mariinsky-Balletttänzers mit sensiblem atmosphärischem Gespür. Die Nummer gibt sehr wohl Hoffnung auf die dringend fällige Zeitreise des Staatsballetts in die Gegenwart. Dies am besten nicht zu Musik vom Band wie just im Prinzregententheater, die röhrt wie aus den Tiefen eines Wasserklosetts.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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