Kurzkritik:Herzzerreißend

Bassbariton Milan Siljanov mit einem Liederabend in der Oper

Von Klaus Kalchschmid, München

Schon beim diesjährigen ARD-Musikwettbewerb war aufgefallen, was für ein hervorragender Lied-Sänger der junge Bassbariton Milan Siljanov ist. Vielleicht gab diese rare Kunst den Ausschlag, dass das neue Mitglied der Bayerischen Staatsoper den zweiten Preis bekam; was seine Fähigkeiten in der Oper, etwa mit Verdis Filippo in "Don Carlos" oder Bizets Escamillo in "Carmen" nicht schmälert.

Im Wernicke-Saal der Staatsoper präsentierte Siljanov nun mit Nino Chokhonelidze am Flügel ein klug gefügtes Programm. Es reichte von Schuberts "Der Wanderer an den Mond", "Gruppe aus dem Tartarus" und "Der Schiffer" über Schumann und Brahms bis zu ebenso witzigen ("Bei einer Trauung", "Selbstgeständnis") wie abgründigen Liedern ("Der Feuerreiter") von Hugo Wolf. Nicht zuletzt mit den "Vier ernsten Gesängen" von Johannes Brahms zeigte Siljanov, wie man präzise artikulieren und den Bibeltext deuten, aber auch den Fluss der Melodie betonen und beides großartig verschmelzen kann.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war nach drei Liedern Schumanns dessen Ballade von der "Löwenbraut": ein Mädchen, das seit Kindtagen einem Löwen verbunden ist, verabschiedet ihn nun mit einem letzten Kuss, um einem ungeliebten "fremden Mann" zu folgen - mit tödlichen Folgen für Mädchen wie Löwe. Was für ein grandios allegorisches Gedicht von Adelbert von Chamisso; was für eine genial abgründige Vertonung; welch' ein herzzerreißend intensives Singen, das den Atem stocken ließ.

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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