Kurzkritik:Große Gesten

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"Sunrise Avenue" mit Orchester in der Olympiahalle

Von henrik oerding, München

Wenn Menschen älter werden, sagt man, werden sie besonnener und ziehen einen bequemen Stuhl stundenlangem Stehen vor. Man kann sich also fragen, ob es ein Zeichen des Alterns ist, dass Sunrise Avenue für ihr Konzert in München die Olympiahalle bestuhlen ließ. Immerhin wurde die Band vor bald einem Vierteljahrhundert gegründet, Frontmann Samu Haber wird im April 40. Für einkehrende Besonnenheit spricht auch, dass das eigene Wonderland Orchestra mit nach München kam, um bekannten Songs einen klassischen Touch zu geben.

Entsprechend ruhig - sieht man von den kreischenden Fans ab - beginnt Haber das Konzert, nur mit Akustikgitarre singt er "Wonderland" noch hinter dem Vorhang. Als der dann fällt, ist jedoch nichts mehr von Altersruhe zu merken: Zu viel Schlagzeug und kräftigem Gitarrensound springen die ersten Fans schon am Anfang auf von ihren Stühlen, die für die tanzbare Musik eher störend sind. Hinter der Band ist das Orchester zuerst nur in wirklich ruhigen Passagen zu hören, sodass man den Eindruck gewinnt, es säße nur wegen der Optik auf der Bühne. Nach einigen Songs hat es aber doch seine Momente: So wird das schon im Original nach Irish Folk klingende "I Can Break Your Heart" durch ein Geigensolo zur besten Riverdance-Vorlage. Wenig später taucht die Band überraschend in der Mitte der Halle auf und spielt einige Akustikvariationen. Das tut dem Konzert gut, das oft nur so vor Opulenz und großen Gesten strotzt.

Die beste Nachricht für die Fans: Die Band nimmt noch in diesem Jahr ein neues Album auf. Davon ist noch nichts zu hören, stattdessen gibt es am Ende die Hits "Fairytale Gone Bad" und "Hollywood Hills". Das vereint die Anhänger, die nun nichts mehr auf den Stühlen hält und vor die Bühne strömen. Sicher werden viele von ihnen auch dabei sein, wenn im September Samu und seine Band nach München zurückkehren - auf Einladung von BMW ins Olympiastadion. Dort wäre dann auch Platz für ein paar Stehplätze.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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