Kurzkritik:Gestern wie heute

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Die Rockbands "Killing Joke" und "Turbowolf" im Technikum

Von Dirk Wagner, München

Ihr 40-jähriges Bestehen feiern Killing Joke im Technikum mit einem Best-of-Programm, das leicht alterniert schon ihren Auftritt vor zwei Jahren im Strom prägte. So gesehen bietet das Jubiläumskonzert wenig Überraschendes. Zumal es wirklich nicht mehr verblüfft, wie gekonnt die Band ihre Hits live zu entfalten weiß. Da kommen selbst ältere Zuschauer wieder ins Pogen. Vielleicht nicht so wild wie in jüngeren Jahren. Aber wild genug, um das Gefühl von damals zu erinnern. Das Gefühl der "Eighties", von denen auch der Frontmann Jaz Coleman singt. Eine Zeit, in der der bevorstehende Weltuntergang die Jugend noch von jeder Altersvorsorge freisprach. Irgendwer würde schon einen nuklearen Krieg auslösen. Entsprechend postuliert Coleman gleich zu Beginn mit "Love Like Blood", dass das Leben kurz und die Schönheit vergänglich ist, und dass man die Rose deshalb in voller Blüte schneiden sollte. Wobei beachtlich ist, dass die Rose, die Killing Joke mit ihrem Hit-Reigen schneiden, nach all den Jahrzehnten und Pop-Entwicklungen, die die Band durchlebt hat, immer noch blüht.

Trotzdem gebührt der Vorgruppe Turbowolf aus Bristol die größere Beachtung. Mit welcher Chuzpe sie die Stile mixt und also Punk- und Stoner-Rock-Anleihen einem Hardrock überliefert, der in einem Paralleluniversum entstanden sein mag. Als habe sich Frank Zappa Led Zeppelin angeschlossen. Zumindest der buschige Schnauzer des Sängers weckt genügend Zappa-Assoziationen, um letztlich sogar in den Moderationen des Sängers zappaeske Momente auszumachen. Dann wieder hallt dessen Stimme in bester Robert-Plant-Manier durch das waghalsige Schlagzeug-Gitarren-Konstrukt, das die wegen Schwangerschaft fehlende Bassistin nicht zu vermissen scheint. So klingt das freie Leben: "The Free Life".

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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