Kurzkritik:Gern schlüpfrig

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Chris Boettchers neues Solo-Programm

Von Thomas Becker, München

Er macht das schon geschickt, der Chris Boettcher. So, als hätte er sich vorher hingesetzt und eine Stoffsammlung angelegt: Mit welchen Themen kann ich wirklich jeden abholen? Herausgekommen ist ein Batzen an Reizwörtern und -figuren, an denen die sogenannte breite Masse nicht vorbei kann, ob sie will oder nicht: Trump, Bachelor, Dschungelcamp, Diät, Fußball, Klassentreffen, Esoterik, Merkel, Brexit, LoddaJogiBoris, DSDS und natürlich die Fischer Helene. Jemanden vergessen?

Klar: Herbert Knödelmeyer, Bohlen, der Lederhosen-Gabalier, Heino, Udo, Arnie, Calli, und unser aller Froind, der Maffay Peter. Wenn das mal keine ordentliche Spielmasse ist. Dazu noch ein paar Allgemeinplätze zu Hunden, Müttern und der Pubertät - und schon hat man einen beträchtlichen Teil der Lebenswirklichkeit des Durchschnittsdeutschen erfasst. "Freischwimmer" heißt das neue Solo-Programm des Radiomannes Boettcher, der 2009 mit "10 Meter geh" einen Wiesn-Hit landete und seine Fans nun vom Keyboard aus bespaßt. Auf seiner Homepage beschreibt er sein Tun so: "Seine Parodien und Comedy-Songs sind die Arschbombe beim Seniorenschwimmen, die Haifischflosse im Kinderbecken!" Und weiter: "Sei der Paradiesfisch im Forellenschwarm und schwimm mit - gegen den Strom!" Streng inhaltlich betrachtet, sagt das eher so mittelviel, klingt aber lustig, gell? Und um den Spaß geht's dem aufgekratzten Mittfünfziger ja.

Ganz gern darf's schlüpfrig werden, Stichwort Oral Office, schon klar. Witzig sind aber die Parodien, die sich der Ingolstädter über die Jahre draufgeschafft hat: Seehofer und den Stotter-Stoiber kriegt er auch gestisch prima hin, und die Senioren-WG Lindenberg/Maffay/Grönemeyer hat ebenfalls Unterhaltungswert. So einer gehört schon auf die Bühne, nicht bloß ins Radio. Bei Radio Xanadu wurde er flott vom Nachrichtenleser ins komische Fach versetzt. Sein Chef damals: Thomas Gottschalk.

© SZ vom 16.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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