Kurzkritik:Fusioniert

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"3 Ensembles - 3 Dirigenten" in der Reaktorhalle

Von Henrik Oerding, München

Neue Musik hat große Konzepte, die auf dem Papier zwar toll, im Konzert aber mäßig klingen. So weit das Klischee. Dass das zur Hälfte wahr ist, zeigte das Konzert "3 Ensembles - 3 Dirigenten" der Münchner Musikhochschule in der Reaktorhalle. Drei Ensembles standen tatsächlich auf der Bühne: Das Ensemble Oktopus mit der Dirigentin Konstantia Gourzi, das Ensemble Zeitsprung unter Markus Elsner und das Ensemble Blauer Reiter von Armando Merino. Gourzi gründete "Oktopus" 2003, um Musikstudenten Zugang zu Neuer Musik zu geben. Inzwischen spielen einige Ehemalige bei den anderen Gruppen, so kam man auf die Idee für eine Uraufführung: ein Werk für alle drei Ensembles, geleitet von allen drei Dirigenten. Henrik Ajax, ein Alumnus der Hochschule, schrieb deshalb "Gesänge des Typhon".

Wer an Stockhausens Gruppen denkt - drei Orchester um das Publikum herum verteilt -, wird enttäuscht: Die Ensembles verschmolzen zu einem Orchester. Und auch von drei Dirigenten war nichts zu sehen: Gourzi sagte, man habe sich nach der ersten gemeinsamen Probe "für die Musik" und somit für nur einen Dirigenten entschieden. Merino übernahm und leitete die Ensembles so sicher, dass unklar blieb, was zwei weitere Dirigenten hätten besser machen sollen.

Wenn der Neuen Musik ihre Konzepte genommen werden - was bleibt dann? Individuelle Klasse auf jeden Fall. Die fand sich etwa in der Sopranistin Anna-Lena Elbert, die eine Arie von György Ligeti mit Witz und Können sang und spielte. Das interessanteste Stück war aber "Finito ogni gesto" von Franceso Filidei: Selbst das Umblättern der Musiker war dort Teil der Musik. Das wirkte zwar verkopft - klang aber gut.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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