Kurzkritik:Freies Schaffen

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Musikhochschul-Kompositionen in der Reaktorhalle

Von Rita Argauer, München

Kategorisierungen sind praktisch. So ist es im Studium sinnvoll zu wissen, für welches Fach man sich einschreibt und in welcher Kategorie folglich professionalisieren möchte. Bei einer Art Werkstattkonzert zeigen nun jedoch fünf Studierende der Musikhochschule im Studiengang Filmmusik unter dem Titel ". . . and the rest is noise" in der Reaktorhalle, wie überraschend frei die künstlerischen Kategorien dort gehandhabt werden.

Die einzige Aufgabenstellung war, für Schlagzeug und Elektronik zu komponieren. Doch neben klassischer Harmonie- und Kompositionslehre war etwa auch der Musiker Lukas Roth an der Lehre beteiligt. Der machte seine Anfänge als Beat-Bastler in der Münchner Hip-Hop-Szene und vermittelt den Studierenden nun den Umgang mit moderner Software. So spielen die beiden Schlagzeug-Studenten Patrick Stapleton und Jan Westermann mit wunderbarer Ernsthaftigkeit und Technik Musik, deren Spektrum vom theatralischen "White" der Komponistin Meredi über abstrakte Strenge in Niklas Melchers "Almost Nothing" zu Florian Pauls Hip-Hop-inspiriertem Found-Footage-Stück "125 Street" reicht.

Dass bei so einem Konzert auch unterschiedliche individuelle Entwicklungen aufeinander treffen, ist klar. Dabei sticht etwa Theresa Zarembas "Opal" heraus. Das dünn instrumentierte Stück baut sich aus minimalen Geräuschen wie dem Aneinanderschlagen von Schlagzeugsticks auf. Die singulären Geräusche verdoppelt die Schöpferin elektronisch in den Raum hinein und entwickelt daraus eine mitnehmende und dennoch abstrakte Klangwolke. Mit flächigen Sounds arbeitet auch Sophia Jani in dem Stück "Blackpool", auch wenn sie sich durch Trance-Anleihen noch mehr an die Ästhetik zeitgenössischer Techno-Musik annähert. Doch mehr als in einzelnen Wertungen besticht der Abend - und auch der Studiengang - durch die stilistische Vielfalt der jungen Komponisten, die sich hier der alten Trennung von Pop-Ästhetik und neuer klassischer Musik entheben können.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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