Kurzkritik:Fördern, fordern

Lesezeit: 1 min

Arabella Steinbacher im Hubertussaal

Von Rita Argauer, München

Fast sentimental und in jedem Fall auf eine gewisse Art nostalgisch zeigt sich die Münchner Geigerin Arabella Steinbacher im Hubertussaal beim Nymphenburger Sommer. Als Begleitung für diesen Abend wünschte sie sich das Kammerorchester der Münchner Musikhochschule, weil sie ja selbst dort studiert hat. Als erstes spielt sie Mozarts 3. Klavierkonzert (G-Dur), weil sie das mit acht Jahren ihrer späteren Lehrerin Ana Chumachenco vorgespielt habe, und daraufhin an eben jener Münchner Musikhochschule zum Jungstudium zugelassen wurde.

Jung sind auch die Musiker dieses Kammerorchesters unter der Leitung des 23-jährigen Aris Alexander Blettenberg. Doch in Ottorino Respighis "Antiche Danze ed Arie" als Eröffnungsstück zeigt sich erst einmal wenig Jugendlichkeit. Ein verdickter Streicherklang, mit dem sich die Musiker eher verhalten durch die rührigen Stückchen schleppen, bremst den Abend zu Beginn erst einmal ein. Der letzte Part erklingt dann eruptiv und laut, doch der Weg dorthin war schwammig und ohne rechte Linie. Wie sinnvoll es ist, wenn Musiker wie Steinbacher mit dem Nachwuchs auftreten, wird anschließend bei Mozart hörbar: Steinbacher steigt mit gleißendem Ton ein und gibt einen Esprit vor, der die Musikstudenten aus ihrer gestalterischen Lethargie holt. Plötzlich sorgt Blettenberg für Ordnung, stiftet Transparenz und erschafft eine klangliche Eleganz, die dem Orchester Profil und Aussagekraft verleiht.

Steinbachers Spiel bleibt dabei über das Konzert hinweg dem elegant-leichtfüßigen Charakter des Stücks treu. Erst später, bei Mozarts 5. Violinkonzert (A-Dur), legt sie dann auch klangliche Fährten, die unter die glatte Oberfläche führen. Mehr Farben, mehr Sehnsucht und mehr Aspekte werden daraufhin in ihrem reinen Ton hörbar. Dahin trauten sich auch die jungen Musiker zuvor mit Nikos Skalkottas "Fünf griechischen Tänze". Hier reißt die Oberfläche harmonisch ab und an ein, was dem Orchester Gestaltungsmöglichkeiten vorgibt und ihnen euphorischen Applaus einbringt.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: