Kurzkritik:Ergreifend

Das letzte Gründungsmitglied verlässt das "Artemis Quartett"

Von Klaus Kalchschmid, München

Am Ende wehmütige Stimmung im Prinzregententheater und als Trostpflaster der langsame Satz aus Mozarts "Dissonanzen-Quartett". Denn zuvor hatte sich der Cellist Eckart Runge, das letzte Gründungsmitglied des Artemis Quartetts, das in diesem Jahr 30 Jahre alt wird, vom Münchner Publikum verabschiedet. Noch einmal wird er hier am 28. Mai im Sextett spielen mit seinen alten Kollegen, von denen auch Anthea Kreston ausscheidet, und dabei die beiden neuen Mitglieder begrüßen: die Geigerin Suyoen Kim und die Cellistin Harriet Krijgh.

Mit Samuel Barbers "Adagio for Strings", Benjamin Brittens zweitem Streichquartett und vor allem mit "Der Tod und das Mädchen" galt es noch einmal zu zeigen, was für große Qualitäten dieses in seiner Besetzung immer wieder wechselnde Ensemble besaß und noch immer besitzt. Solistisch gespielt, klingt das Barber-Adagio viel herber und weniger sentimental. Da könnte nahtlos Britten anschließen, der im "Allegro calmo senza rigore" seines C-Dur-Quartetts eine ähnliche Synthese findet zwischen Konstruktion und Klang. Vor allem aber in der "Chacony" (englisch für "Chaconne") als Finale verband das Artemis Quartett Präzision und Leuchtkraft des Tons mit struktureller Klarheit und Expression.

Und dann offenbarten Vineta Sareika, Anthea Kreston, Gregor Sigl und Eckart Runge in Schuberts Variationen über sein Lied "Der Tod und das Mädchen", dass kein Ton Routine entspringt, sondern abgeklärter Reife, die gepaart ist mit nie versiegender Neugier. Schöner und ergreifender kann man das nicht spielen. Umso aggressiver und schmerzvoller dann das Scherzo und die dynamischen Kontraste im atemlosen und doch immer wieder gestauchten Presto-Finale.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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