Kurzkritik:Eingespielt

Lesezeit: 1 min

Das dritte Akademiekonzert des Bayerischen Staatsorchesters

Von Andreas Pernpeintner, München

Friedlicher, als Mendelssohn in seiner Ouvertüre "Meeresstille und glückliche Fahrt", kann man eine beinah spiegelglatte See nicht komponieren. Keine Spur von der "Todesstille fürchterlich", die in Goethes Vorlage zur Sprache kommt. Erfrischend dann die "glückliche Fahrt". Maritimes ist nicht zwingend herauszuhören, es könnte auch hoch auf dem gelben Wagen durch die Lande gehen. Doch das Staatsorchester spielt das Stück beim Akademiekonzert im Nationaltheater unter Leitung von Lahav Shani homogen und schön im Ton.

Eine merkliche Herausforderung ist Richard Strauss' Konzert für Oboe und kleines Orchester. Dieses Werk, das Strauss wie andere späten Kompositionen als "Handgelenksübung" abtat, ist schwer zu fassen. Es besinnt sich auf die Klassik und ist doch ausgesprochen modern. Natürlich hört man die strausstypisch schönen Melodiebögen (auf die war er selber stolz), oft aber wuselt die Musik von der Solostimme bis in die tieferen Streicher so fein vor sich hin, dass sie einem manchmal ebenso zergliedert wie gegliedert erscheint. Für den Solisten ergibt das eine unablässige Virtuosität, die Giorgi Gvantseladze, Solooboist des Staatsorchesters, hervorragend meistert: mit Übersicht, klarer Phrasierung und exquisitem Ton. Man wünschte Gvantseladze nur ein Staatsorchester, das seine intime Begleitaufgabe mit den aktivierten Sinnen eines hervorragenden Kammerorchesters erfüllt.

Mit halbherzigem Musizieren ist's nach der Pause bei Dvořáks "Symphonie aus der Neuen Welt" vorbei. Shani dirigiert mit klaren, plastischen Vorgaben, die im 1. Satz eine bemerkenswerte Stringenz bis zum letzten Ton mit einschließen. Umso zauberhafter klingt danach die Largo-Erhabenheit, bevor alles mit der ohne Ruppigkeit gespielten Akzentuierung des Scherzos und den Fanfaren des Allegro con fuoco überzeugend schließt.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: