Kurzkritik:Ein Genuss

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Rudolf Buchbinder und die Academy of St Martin in the Fields

Von Andreas Pernpeintner, München

Wenn Rudolf Buchbinder für Murray Perahia einspringt, um mit der Academy of St Martin in the Fields Beethovens Fünftes Klavierkonzert zu spielen, bedeutet das keine Verschlechterung. Wie viel Buchbinder mit Beethoven anzufangen weiß, ist hinlänglich bekannt, in München nicht zuletzt durch ungezählte Sonaten-Matineen im Prinzregententheater.

Die Darbietung des Es-Dur-Konzerts im Gasteig ist jedenfalls hinreißend. Die Academy spielt ohne Dirigenten, und so kommt es Buchbinder zu, das Ensemble - unterstützt vom Konzertmeister Tomo Keller - mit knappen Gesten, Blickkontakt und musikalisch feinsinnig vorbereiteten Stabübergaben zwischen Solist und Orchester anzuleiten. Für ein Beethoven-Konzert ist das eine authentische Darbietungsform, und sie funktioniert tadellos. Der schönste Moment dieses unmittelbar erfahrbaren Musikantentums ist übrigens, wie präzise Buchbinder und der Pauker, einander mit aufmerksam geneigtem Kopf nicht aus den Augen lassend, ihr gemeinsames Ritardando am Ende des Schlusssatzes koordinieren.

Überhaupt ist die Spielpräzision dieses berühmten kleinen Orchesters ein Grundmerkmal des Konzertabends. Buchbinder stellt dem einen perfekt gewichteten Klavierklang zur Seite: kernig im Virtuosen, filigran bei den geschwinden Skalen, licht und klar im Adagio. Dieser Beethoven ist ein Genuss - das knorrige Finale der "Sturmsonate" als Zugabe ebenso. Wie gut das Orchester auch ohne Buchbinder Beethoven spielt, hat es vor der Pause gezeigt: Die Romanze für Violine und Orchester op. 40 ist sehr hübsch, die Intonation von Tomo Keller, der hier in die Solistenrolle schlüpft, meistens auch. Solist und Academy kultivieren einen kompakten, homogenen Gesamtklang. Der passt auch zur Zweiten Symphonie. Unter Kellers dezidierter Führung vom Konzertmeisterstuhl aus gelingt eine prägnante Interpretation in kraftvollem Tempo, von den mit Holz-Schlägeln geschlagenen Pauken trefflich befeuert.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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