In puncto Blasmusik kann man den Bayern eigentlich nichts vormachen. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie das Beispiel der Youngblood Brass Band zeigt. Die hat der Legende nach vor etwa zehn Jahren der junge, oberbayerische Trompeter Stefan Dettl in New York spielen sehen - und danach gründete er La Brass Banda. Und weil diese wiederum zahlreiche andere junge Bands beeinflusst haben, könnte man in der Youngblood Brass Band so etwas wie die Urmutter der jungen, wilden bayerischen Blasmusikszene sehen. Entsprechend familiär fühlte sich auch der Auftritt der zehnköpfigen Truppe im vollen Hansa 39 an, wo die Musiker auf ihrer aktuellen Geburtstagstour Halt machten. Vor 20 Jahren hat der Schlagzeuger und Rapper David Henzie-Skogen die Youngblood Brass Band in Wisconsin gegründet.
Ganz so jungblütig sind die meisten der sieben Bläser und drei Schlagzeuger also nicht mehr. Auch ihr Mix aus Funk, Jazz, Hip-Hop, Pop und Afrobeat klingt heute vielleicht nicht mehr ganz so neuartig und frisch. Aber er ist noch immer äußerst druckvoll und lebendig. Außerdem zeigen die Musiker immer wieder, dass sie auch hervorragende Solisten sind. Zu hören gibt es etwa instrumentale Coverversionen von Justin Timberlake, No Doubt, den Jackson 5 oder Janelle Monáe. Einige davon erscheinen demnächst auf einer neuen EP. Besonders schön gerät "Mad World" von Tears For Fears, das die Amerikaner in eine kleine jazzige Sinfonie mit wuchtigem Marching-Beat-Abgang verwandeln.
Bei eigenen Stücken wie "Is An Elegy" bekommt der Sound durch David Henzie-Skogens Rap-Gesang dagegen eine leicht härtere Straßennote. Und mit der Zugabe "Let's Do It Again" von der Rebirth Brass Band aus New Orleans wird schließlich einem der eigenen Vorbilder gehuldigt. Diese Band hatte schon in den Achtzigerjahren traditionellen Marching-Sound mit Funk, Soul und Hip-Hop verbunden. Die Vorgeschichte von La Brass Banda & Co., sie reicht also noch ein kleines Stückchen weiter.