Kurzkritik:Die zwei harmonieren

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Geiger Leonidas Kavakos und Pianistin Yuja Wang

Von Klaus P. Richter, München

Wenn zwei eigenwillige Musikerpersönlichen bei Kammermusik zusammenkommen, kann das allerhand Potenziale entfesseln. Oder eben auch Differenzen. In jedem Fall aber wird es spannend. Die in New York lebende chinesische Pianistin Yuja Wang ist längst mitten in einer internationalen Karriere, genauso wie der griechische Geiger und Dirigent Leonidas Kavakos, der zuletzt auch die Salzburger Camerata geleitet hatte.

Beim Einspielstück von Leos Janáček, seiner Sonate für Violine und Klavier JW 7/7, trafen sich beide im Prinzregententheater klangsatt im Ambiente evolutionierter Spätromanik. Aber bei Schuberts ausschweifender Fantasie C-Dur, D 934, gewann nach dem elegisch-versponnenen "Andante molto" das temporeiche pianistische Temperament Wangs in den schnellen Sätzen öfters die Vorhand. Sie glänzte dort mit aberwitziger Brillanz in den funkelnden Kaskaden virtuoser Läufe, verstand es dabei aber trotzdem, mit dem Schubertschen Melos zu atmen. Im letzten Stück des Abends, der ersten Violinsonate von Bartók, kehrten sich die Verhältnisse dann um. Eigentlich war ein Werk aus Beethovens op. 30 vorgesehen gewesen. Weil aber Kavakos krank gewesen war, gab es stattdessen Bartóks furioses Frühwerk. Kavakos machte seinem Ruf als unorthodoxer Radikaler alle Ehre und jagte die Zuhörer und die Pianistin im Allegro con brio wie im Presto mit virtuosem Taumel zwischen atemlosen Barbaro und spröder Innerlichkeit durch alle Irrlichter von Bartóks musikalischer Fantastik. Im anschließenden Adagio verzauberte er jedoch mit einer sensiblen Klangmagie, die an Debussy denken ließ.

Kavakos entfaltete dort alle Feinheiten seines Geigentons, genauso auch in der g-Moll-Sonate von Debussy. Das Werk aus dessen Todesjahr, eine Antithese zur "klassischen" Sonatenform, wurde zum Erlebnis eines perfekten Einklangs zwischen Klavier und Violine: in den rhapsodischen Wechselspielen und den pointillistischen Klangspielereien.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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