Kurzkritik:Detailreich

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Jung und bestechend raffiniert: Das französische Quatuor Aan Kuijk wurde 2012 gegründet. (Foto: Nikolaj Lund)

Das Quatuor Van Kuijk im BR-Funkhaus

Von Klaus Kalchschmid, München

Wo kommen sie nur her, die so zahlreichen exzellenten jungen Streichquartett-Formationen der vergangenen Zeit? Gerade eben war das Quatuor Van Kuijk mit anderem Programm in Icking zu hören, nun spielten die Franzosen erstmals in München: beim BR-Klassik-Konzert im Studio 2 des Funkhauses. Die beiden einzigen Quartette Claude Debussys und Maurice Ravels rahmten das erste von Leoš Janáček mit dem Untertitel "Kreuzersonate" aus dem Jahr 1923.

Schon bei Debussy bestachen feine Raffinesse und der Detailreichtum, mit dem Nicolas Van Kuijk und Sylvain Favre-Bulle (Violinen), der Bratscher Emmanuel François und François Robin am Cello den harmonischen Schattierung nachhorchten und die Vielschichtigkeit dieses Quartetts auch rhythmisch und in jeder melodischen Wendung hörbar machten. Allenfalls dämpfte die Unterbrechung, weil im zweiten Satz dem zweiten Geiger eine Saite riss, etwas den Mut, auch mal ohne Netz und doppelten Boden zu spielen.

Noch perfekter und beglückender war das Zusammenspiel bei Ravel, der sich manches beim älteren Kollegen abgeschaut hat, nicht zuletzt das feine Pizzicato im ebenfalls "Assez vif, très rythmé" überschriebenen Scherzo. Im langsamen Satz dann konnte man wieder eine so fein austarierte Klanglichkeit hören, als ob ein einziges Instrument spielt, und im Finale eine wunderbar mitreißende Verve. So vollendet dies alles gespielt war, so wenig ausgereift wirkte das Janáček-Quartett. Mit dessen harscher Faktur und den wild-nervösen Sequenzen, die doch prägnant leuchtend gespielt sein wollen, hatten die Vier ihre liebe Not. So disparat das komponiert ist, so zwingend muss doch ein musikalischer Zusammenhang hergestellt werden. Der fehlte meist, was umso mehr das herausragende Niveau bei Debussy und Ravel betonte.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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