Auch wenn das reiche geistliche Werk des Bach-Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka immer öfter auf CD erscheint, so ist eine seiner 21 Messen live immer noch selten zu hören. Umso verdienstvoller war es, dass Gerd Guglhör mit dem Orpheus Chor München, dem Originalklang-Ensemble La Banda und vier jungen Solisten die 70-minütige "Missa votiva" des gebürtigen Tschechen neben kleinen Vokalwerken von Johann Sebastian Bach ins Zentrum des Eröffnungskonzerts der Residenzwoche im Antiquarium rückte. Den Beinamen trägt die Messe von 1739, weil sie eine Votivgabe des Komponisten in Erfüllung eines Gelübdes nach überstandener Krankheit war.
Aber wie das so ist mit einer Rarität an einem Ort, der heikel ist für musikalische Aufführungen und viel Probenzeit verlangt, gab es zwar eine spannende Begegnung mit einer vielfältigen, oft dramatisch dichten Messvertonung, aber schon akustisch wie räumlich waren die Bedingungen nicht ideal. So mussten die Solisten für ihre teils nur kleinen, mit dem Chor verschränkten Parts zur Seite auf- und abtreten. Dank der Lenkung des Schalls durch die Nischen im Gewölbe stachen einzelne Sänger heraus; oder war das doch Indiz für eine Inhomogenität des Chorklangs?
Man kennt den Orpheus Chor als ein exzellentes Vokalensemble und wieder konnte man die Intonationssicherheit bewundern, aber eine dynamische Feinzeichnung in den Phrasierungen gab es selten. Auch dass das Orchester eine Hauptrolle spielt, hätte Guglhör nicht immer wieder extra betonen müssen. So wurde das Dauer-Espressivo zum Problem des Hörers, der manchmal den Chor nicht mehr richtig wahrnehmen konnte, zuvor aber beeinflusste es die Präzision der Spieler, nicht zuletzt der Geigen. Manchmal nicht ganz wohl mit der Hauptlast der Soli fühlte sich da auch Katja Stuber. Souverän dagegen Alex Potter (Altus) und Michael Mogl (Tenor), vor allem aber Ludwig Mittelhammer mit in jeder Lage fein focussiertem, beweglichem Bariton.