Kurzkritik:Das Shirt muss gehen

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Dancesoap "Minutemade" im Gärtnerplatztheater

Von Carmen Kovacs, München

"Ein Raum. Eine Woche. 20 Tänzer" - so die eingekochte Essenz des Formats "Minutemade", das seit 2013 das Gärtnerplatztheater schmückt. Als Dancesoap angelegt, werden zwei Choreografien als zwei "Folgen" gezeigt, wobei die zweite immer dort anschließen muss, wo die vorherige endet. Die eingeladenen Choreografen kriegen also eine Woche Probenzeit und ein paar Regeln an die Hand, die sie hoffentlich nicht blockieren, sondern erfinderisch und mutig machen. Wenig Zeit heißt ja meistens viel Experiment. Freitag auf der neuen Probebühne: Folge 1 ist eine Zusammenarbeit von Daniela Bendini, stellvertretende Ballettdirektorin des Hauses, und dem in München lebenden Choreografen Moritz Ostruschnjak. Sie entwerfen eine Studie zur flexiblen Materialität des Körpers, in der die Tänzer immer wieder sekundenlang in Schockzittern verfallen, weich auf den Boden schmelzen, sich wie Seegras biegen. Sie gehen, stehen, schwärmen und finden sich zu einem Knäuel zusammen, in dem jeder am anderen zieht, natürlich im obligatorischen slow motion. Mal sind sie klebrige Masse, mal stolpern sie gummipuppenhaft über die Bühne. Das Heterogene der Bewegungsqualität ist in diesem Fall ein Geschenk für die Tänzer, die sich sichtbar erkannt fühlen im An- und Ausziehen der Formen.

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