Kurzkritik:Cello satt

Lesezeit: 1 min

"Apocalyptica" mit neuem Album in der Tonhalle

Von jürgen moises, München

"Kauft das neue Album!", ruft Eica Toppinen am Ende des Konzerts in der vollen Tonhalle. Um dann korrigierend hinzuzufügen: "Ach, vergesst es, kommt lieber zum nächsten Konzert!" Und man kann ihm da eigentlich nur beipflichten. Zwar hat das neue Apocalyptica-Album "Shadowmaker", auf dem sich die Finnen erstmals mit festem Sänger präsentieren, seine Stärken. Und es ist ein weiterer Beweis dafür, dass sie auf ihren elektrisch verstärkten Celli nicht nur Rock- und Metal-Stücke covern können, sondern auch selber talentierte Songwriter sind. Aber, das muss man nach 22 Jahren Band-Geschichte gestehen: Am besten sind Apocalyptica immer noch, wenn sie live ohne Gesang und von Schlagzeuger Mikko Sirén unterstützt, ihre Celli bei Stücken von Metallica oder Sepultura derart intensiv bearbeiten, dass man denkt, sie werden die Teile mit ihren Bögen gleich zersägen.

Ähnlich überzeugend geraten eigene Instrumentalnummern wie "Harmageddon" oder "In the Hall of the Mountain King" von Edvard Grieg. Dass sie dabei sowohl Metal als auch Klassik ein Stück weit gegen den Strich bürsten, macht auch heute noch die eigentliche Spannung aus. Sobald aber der Gesang von Frankie Perez dazukommt, rückt das Ganze in Richtung melodiöser Heavyrock. Ob da ein Cello oder eine E-Gitarre spielt, ist kaum noch zu unterscheiden. Dabei hat Perez eine gute Stimme, und in kleiner Dosis sorgen die Gesangsnummern durchaus für Abwechslung. Überhaupt ist die Mischung aus alten und neuen Stücken gut gewählt, und sie wird von Toppinen, Lötjönen und Kivilaakso mit enorm viel Spielfreude und Körpereinsatz präsentiert. Live sind Apocalyptica jedenfalls noch immer eine sichere Bank. Das nächste Konzert kann also kommen.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: