Kurzkritik:Bruckner mit Witz

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Die Münchner Symphoniker unter Kevin John Edusei

Von Klaus Kalchschmid, München

Mendelssohn und Bruckner: Was sich nicht unbedingt als Kombination anbietet, war beim Konzert der Münchner Symphoniker mit dem Motettenchor unter Leitung von Kevin John Edusei im Herkulessaal doch ein schöner Kontrast. Vor der Pause gab es mit Robin Johansson als fein timbrierter und gestaltender Sopran-Solistin die siebenteilige, geschmeidige Psalm-Kantate "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser"; danach die sechste Symphonie von Anton Bruckner in A-Dur. Es ist seine hellste und klarste, zählt zu seinen kürzesten und konzisesten und hat manchmal sogar etwas für Bruckner Ungewöhnliches, nämlich Witz. Deshalb hat schon der Komponist selbst das Sprachspiel von der Sechsten als seiner Kecksten geprägt.

Fließend und klangschön machten die Symphoniker mit einem wunderbar leicht und doch prägnant singenden Motettenchor die Mendelssohn-Kantate zu einem verhalten rauschenden Fest. Die Bruckner-Symphonie prägte Eleganz und Präzision im Detail bei allen Stimmgruppen. Und doch sei hier ein Sonderlob dem warmen, weichen Blech ausgesprochen. Kevin John Edusei hatte dabei nicht nur die Gestaltung der einzelnen Phrasen und die Balance innerhalb des Orchesters im Blick, sondern immer das große Ganze. Wie reich und doch unmittelbar hörend nachvollziehbar Bruckner komponieren konnte, das zeigte jeder Takt, den die Münchner Symphoniker mit Hingabe spielten. Und niemand brauchte zum besseren Verständnis die leider reichlich banalen Erläuterungen, die man dank einer App namens "Wolfgang" in Echtzeit auf wohltuend dunklem Smartphone lesen konnte.

Schon jetzt darf man sich auf das reine Schubert-Programm im Januar freuen: Neben der Wanderer-Fantasie in Bearbeitung für Klavier und Orchester gibt es die Dritte und die E-Dur-Symphonie D 729 in einer Aufführungsfassung von Brian Newbould als Teil eines großen, bislang sehr gelungenen Schubert-Projekts für CD. Bereits erschienen sind die Symphonien Vier bis Sieben.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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