Kurzkritik:Bravourös

Lesezeit: 1 min

Veronika Eberle mit Bartók und Debussy in der Staatsoper

Von Klaus P. Richter, München

Béla Bartók ist in seinem ersten Violinkonzert noch ein ungeschliffener Rohdiamant. Er blinkt zwar schon heftig - aber im inneren Feuer einer leidenschaftlichen, unglücklichen Amour fou zur Geigerin Stefi Geyer. Musikalisch aber irisiert er noch in allen Fehlfarben zwischen Wagner und Richard Strauss - obwohl der einsame solistische Beginn der Violine mit dem "Stefi-Motiv" bereits etwas von Bartóks späterem dissoziierten Melos ahnen lässt.

Die junge Geigerin Veronika Eberle bewies beim Akademiekonzert im Nationaltheater nicht nur immense Konzentration, sondern auch die expressive Fantasie für diesen Monolog, der sich erst nach und nach zu den kammermusikalischen Dialogen mit den ersten Violinen des Orchesters verschränkt. Erst im zweiten Satz, der die vergeblich Geliebte naturalistischer porträtiert, zeigte sich mit dissonanzreichen Klängen und virtuoser Rhythmik etwas vom charakteristischen Idiom Bartóks. Veronika Eberle meisterte es bravourös und brachte besonders in den tiefen Lagen die Klangqualitäten ihrer Stradivari von 1700 zu Geltung. Heinz Holliger am Pult des Bayerischen Staatsorchesters als Gast dirigierte präzise und gestaltete nach Schumanns etwas analytischer Manfred-Ouvertüre das Violinkonzert wie auch Bartóks Rhapsodie Nr. 1 mit klarer Prägnanz.

Das bukolisch-schräge Kolorit der Rhapsodie samt Zymbal-Klängen verlangte Eberle allerhand ab. Mit einem launigen Prokofjew dankte sie für den begeisterten Applaus. "Spätromantische" Ambivalenzen blieben im Programm - allerdings in französischem Licht: die changierenden Klangwerte der "Images pour orchestre" von Claude Debussy. Hier kostete das Bayerische Staatsorchester alle Valeurs aus, und Heinz Holliger organisierte das subtile Farbenkaleidoskop mit kühler Eleganz. Dass er dazu eine Umstellung der Sätze nach dem Muster des Debussy-Vertrauten André Caplet vornahm und die schmissige "Ibéria" an den Schluss setze, sicherte dem dritten Akademiekonzert immerhin ein fulminantes Finale.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: