Kurzkritik:Brava! Bravo! Bravi!

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Eine umjubelte Edita Gruberova im Herkulessaal

Von Andreas Pernpeintner, München

Sie ist die Hohepriesterin des Münchner Opernpublikums, und so sieht Edita Gruberova auch aus, als sie in rauschender Robe mit ihrem Klavierbegleiter Peter Valentovic in den Herkulessaal schreitet. Versprochen, der Abend wird auch in dieser Rezension so jubelnd enden, wie Gruberova-Abende immer enden. Doch gilt es zu beichten, dass einen manche Momente zuvor im Glauben an ein segensreiches Finale leicht beeinträchtigten.

Damit ist nicht gemeint, dass Valentovic den Sangesfluss kurz vor Ende mit einer selbstgebauten Klavier-Improvisation aus Rachmaninow-Motiven unterbricht. Wer so viel Gruberova-dienlich begleitet, soll auch mal allein hervortreten. Nein, es ist die erste Programmhälfte, die irritiert. Der verhaltene Beginn mit der Cleopatra-Arie aus dem dritten Akt von Händels "Giulio Cesare in Egitto". Das entrückte Tempo, mit dem sich Gruberova bei Richard Strauss' "Waldseligkeit" selbst die Linienzeichnung erschwert und das auch mit ihrer legendären Fähigkeit, leiseste Spitzentöne anzusingen, nicht ganz kompensieren kann. Und als sie dann vom Strauss'schen "Ständchen" bis zur "Zueignung" an Klarheit gewonnen hat, poltert der andere Strauß mit dem Frühlingsstimmen-Walzer in die Kunstmusik, als habe er sich in der Saaltür geirrt. Doch rasch erweist sich diese stilistische Akzentverschiebung als goldrichtig. Gruberova tut fortan, was sie kann wie kaum eine andere: Arien mit sprühender Lust am Verzierungsreichtum und am neckischen Überzeichnen federleicht auf die Bühne zu zaubern. Dass das im Operettenfach sogar noch besser gelingt als im Belcanto-Repertoire, ist nicht verwunderlich.

Und so ist das Ende wie verheißen. Mit "Brava", "Bravo", "Bravi", je nach grammatikalischem Anspruch, mit Edita-Transparenten, mit Menschen in Verzückung, die zur Freude einer einsamen Wächterin über Sitte und Medienrechte die Zugaben filmen: "Mein Herr Marquis" - köstlich! "Spiel ich die Unschuld vom Lande" - eine Schau!

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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