Kurzkritik:Beziehungszauber

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Danae Dörken und die Münchner Symphoniker

Von Klaus Kalchschmid, München

Obwohl vielfach eingespielt, ist das a-moll-Klavierkonzert der 16-jährigen Clara Wieck, uraufgeführt 1835 mit ihr selbst als Solistin unter Leitung von Felix Mendelssohn, selten im Konzert zu hören. Umso schöner, dass Danae Dörken es jetzt mit den Münchner Symphonikern unter Leitung von Tomáš Brauner im Herkulessaal aufführte und den virtuosen Passagen des ersten und dritten Satz ebenso viel Glanz und Brillanz verlieh, wie sie im feinen Dialog mit dem wunderbar warm intonierenden Olivier Marron in einer "Romanza" die zärtliche Liebeserklärung der jungen Clara an den damals 34 Jahre alten Cellisten August Theodor Müller hörbar machte. Kurz danach kam Clara freilich Robert Schumann näher.

Dessen zartes Abendlied op. 85/12 ging in der diffizilen Bearbeitung von Camille Saint-Saëns voraus, wie einleitend die Konzertouvertüre D-Dur der Schwedin Elfrida Andrée (1841 bis 1929). Anders als Clara, die das Komponieren als mehrfache Mutter, gefeierte Solistin und Gattin bis auf Lieder und Klavierstücke aufgeben musste, komponierte die Schwedin Orchesterwerke, Kammermusik, Orgelsinfonien sowie eine Messe und eine Oper. Formal und stilistisch ist die Konzertouvertüre durchaus verwandt mit Robert Schumanns Ouvertüre zu seiner einzigen Oper "Genoveva", die den zweiten Teil nach der Pause eröffnete und ebenfalls ein eigenständiges Instrumentalstück darstellt.

Gleichermaßen korrespondierte die effektvolle Polonaise brillante op. 72 von Carl Maria von Weber in der Erweiterung und Bearbeitung für Klavier und Orchester von Franz Liszt mit Claras Konzert, das mit einem Tanzsatz endet, der einer Polonaise ähnelt, wie auch Felix Mendelssohns "Italienische" mit einem "Saltarello" zu Ende geht. Diese im Kopfsatz und Finale wunderbar aufschäumende A-Dur-Sinfonie war der Zielpunkt eines vielfältig ausstrahlenden Beziehungszaubers, dem sich Tomáš Brauner mit einer Hingabe widmete, die sich in jedem Takt auf das Orchester übertrug.

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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