Kurzkritik:Ausgewogenheit

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Lilian Akopova, Julius Berger und Nicolas Koeckert in der Hofkirche

Von Klaus Kalchschmid, München

Kaum zu glauben, dass sich die Pianistin Lilian Akopova, der Cellist Julius Berger und der Geiger Nicolas Koeckert erst vor Kurzem zusammenfanden. Denn schon in Joseph Haydns "Zigeunertrio" Hob.XV:25 spürte der Zuhörer in der Allerheiligen-Hofkirche eine selbstverständliche Übereinstimmung, durch die in jeder Hinsicht eine wunderbare Ausgewogenheit herrschte: in Dynamik, Tempo-Modifikationen und der Balance der Instrumente. Ob die geschmeidigen Doppelvariationen des Beginns, der weitgespannte Gesang des langsamen Satzes oder das fetzige "Alla zingharese" des Finales - dieses Trio bot feines, elegantes Zusammenspiel in Perfektion. Koeckert und Berger pflegen einen ebenso schönen, wie klaren und tragfähigen Ton, den Lilian Akopova mit feiner Anschlagskultur traumwandlerisch sicher auf dem schmalen Grat zwischen zu großer Zurückhaltung und forschem Tonangeben und Vorwärtspreschen wandelte.

Bei Dmitri Schostakowitschs e-Moll-Trio op. 67 ließen sich Akopova, Berger und Koeckert nicht dazu verführen, das auskomponierte Aggressionspotenzial bis zum Anschlag auszukosten und etwa im grimmigen Scherzo ins Extrem zu gehen. Ohne Übertreibung blieben sie keiner Facette zwischen exorbitanter Wut und der stillen Trauer schuldig, die schon aus dem unheimlich gedämpften, gläsernen Flageolett-Beginn des Cellos sprach und zu Beginn des Largo von in Stein gemeißelten Akkorden umschlossen wurde.

In Felix Mendelssohns berühmten d-Moll-Trio op. 49 verbanden sich der Klassizismus des Beginns mit kontrollierter romantischer Leidenschaft. Und wieder musste man staunen über die Partnerschaft der beiden Streicher. Sie wurden flankiert von einer Pianistin, die in jeder Phrase um ihre Funktion in dieser Dreier-Kombination wusste und auch klanglich mit den Streichern aufs Schönste harmonierte. Als Zugabe folgte der offensichtlich vom Klimawandel beeinflusste "Winter" aus Astor Piazzollas "Las Cuarto Estaciones porteñas".

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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