Kurzkritik:Ausgespielt

Westernhagen versucht es noch einmal unplugged

Von DIRK WAGNER, München

Die Rockkarriere von Marius Müller-Westernhagen startete mit seinem vom Amon Düül 2-Bassisten Lothar Meid in München produzierten Album "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" 1978. Man glaubte dem damals noch unbekannten 30-Jährigen die Sehnsucht eines etablierten Rockstars nach der Straße, den Übersättigten, der viel glücklicher zu Beginn seiner Karriere war, als er das bisschen Geld, das er für eine Rolling Stones-Kopie kassierte, noch am selben Abend mit Freunden versoff. Westernhagen hat den Rockstar nur gespielt. Oft genug mit übertriebenem Pathos. Trotzdem ging er in der Rolle so gut auf, dass Fans ihm bis in die Stadionkonzerte folgten. Als Kulisse für sein Schauspiel vom vereinsamten Rockstar. Fast gelang ihm damit ein Happy End, als der Rockstar die Stadien samt der Rock 'n' Roll-Lügen verließ, um im Privatleben sein ehrliches Glück zu finden.

Doch dann kehrte er zurück. Lieferte mit einem in New York produzierten Album samt Club-Tournee sogar noch ein spätes Meisterwerk ab. Und sitzt jetzt in der verkleinerten Olympiahalle, um in einem verspäteten Unplugged-Konzert davon zu singen, dass er zurück auf die Straße will, "denn Gold findet man bekanntlich im Dreck". Doch gelingt das Schauspiel diesmal nicht. Neben eigenen Hits, die sich oft hinter Melodien von Eric Burdon oder den Stones verstecken, verhunzt er Bowies "Heroes", bevor er den Abend mit der Unplugged-Hymne "Johnny Walker" schließt. Sonst eigentlich ein hübscher Kontrast zum vorausgegangenen E-Gitarren-Lärm. Aber diesmal war das ganze Konzert ein einziges Johnny-Walker-Walking.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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