Kurt Kister: Deutscher Alltag:Bayerischer Leguan-Lenker

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Nicht alle Männer sind richtig doof, aber fast alle haben eine Beziehung zu Autos und Fußball. Welche Marke korreliert mit welchem Verein?

Kurt Kister

Männer sind ziemlich einfach gestrickt. Nicht jeder ist richtig doof, auch wenn etliche Frauen das glauben, weil sie eher den lüsternen Schwätzern als den sensiblen Denkern begegnen. Wenn die sensiblen Denker nicht fast alle psychisch durch den Wind wären, könnten sie ein aufregendes Liebesleben als eine Mischung aus Axel Hacke und Martin Mosebach führen. Das klappt aber meistens nicht, weil die Sensiblen lieber lesen als in die Kneipe zu gehen.

Der 124er Fiat: ein hübsches Cabrio, das stets noch vor dem Brenner verreckte. (Foto: Foto: oH)

Außerdem ziehen sie, Thomas Mann folgend, gelegentliche Masturbation den Mühen der auf andere Menschen gerichteten Erotik - ganz zu schweigen von der Liebe - vor. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die viele Männer gemeinsam haben, egal ob sie dem Lager Mario Barths oder Richard Fords zuzurechnen sind. Ganz oben stehen Autos und Fußball.

Wer als Mann keine Meinung zu Werder oder dem HSV hat, ist zumindest für Mazda oder gegen Peugeot. Meistens korrelieren die Präferenzen miteinander: Der Fan von Hertha schätzt tiefergelegte Opel; der Schalke-Fan mag VW-Scirocco und zwar die alten. Könnten alle Bayern-Anhänger so, wie sie wollten, würde die eine Hälfte einen übermotorisierten Dreier fahren. Die andere Hälfte käme in einem SUV, einem X-irgendwas, mit emotion drive und einem Lenkrad, das mit der Haut guatemaltekischer Iguanas überzogen ist.

Es gibt aber auch Automarken, die man mit keinem Verein assoziieren kann. Audi zum Beispiel. Interessantes Design, aber wozu passt das? Der A8 vielleicht zur Polo-Abteilung der TSG Lemgo. Aber der TT? Am ehesten noch zu den Ohren von Ferdinand Piëch. Andersherum: Welches Auto passt zu Hoffenheim? Ein Koreaner Hybrid Family Turbo, den Frau Künast empfiehlt? Oder ein Mitsubishi Pajero mit Anhänger-Kupplung? Übrigens, der Name Pajero sorgt bei Spanischsprechern stets für Heiterkeit, weil Pajero umgangssprachlich im Spanischen "Wichser" bedeutet.

Für den Mann mit Meinungen zu Autos ist es sehr eigenartig, dass sich derzeit Fiat anschickt, ein Weltkonzern zu werden. Das letzte wirklich interessante Produkt von Fiat war die G-91, genannt Gina. Kein Auto, sondern ein düsengetriebenes Erdkampfflugzeug. Die Gina fliegt allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr.

Wer etwas älter und kein Italiener ist, hat an Fiat tendenziell ungute Erinnerungen. Da gab es den 850er, der so schnell rostete wie eine Skulptur von Chillida. Und natürlich den 124er (siehe Foto), der als phänotypisch hübsches Cabrio stets noch vor dem Brenner verreckte. In seiner Erscheinungsform als von den Sowjets nachgebauter Lada trug der 124er mit der Starrachse entscheidend zum Zusammenbruch des Kommunismus bei. Möglich, dass Fiat über Chrysler und Opel ähnliches mit dem Kapitalismus gelingen wird.

© SZ vom 09.05.2009/bey - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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