Kunstförderung:Kein Drogen-Geld

Nach Protesten verzichtet die Londoner National Portrait Gallery auf eine Millionenspende der Familie Sackler. Die Besitzer von Purdue Pharma verdienen ihr Geld auch mit Oxycontin, das eine Hauptursache für die Opioid-Krise in den USA ist.

Von Catrin Lorch

Die Londoner National Portrait Gallery verzichtet auf die Förderung durch die Familie Sackler. Aus dem Museum heißt es, man werde eine Schenkung von einer Million Pfund nicht annehmen. Damit verzichtet nach den Protesten von Künstlern erstmals eine bedeutende Kulturinstitution auf die Förderung durch die Mäzene, die unter anderem das New Yorker Guggenheim Museum, die Yale University und in London die Serpentine Gallery fördern.

Vor allem die Demonstrationen im Guggenheim Museum, die von der Fotografin Nan Goldin angeführt wurden, machten auf die Herkunft des Geldes aufmerksam: Die Erben von Mortimer und Raymond Sackler sind Eigentümer der Firma Purdue Pharma, die das Schmerzmittel Oxycontin herstellt, eine synthetische Form von Morphium. In den USA sind Millionen Menschen von Medikamenten, vor allem Schmerzmitteln, abhängig, täglich sterben hunderte an einer Überdosis. Nan Goldin, deren Frühwerk die eigene Drogensucht thematisiert, hatte selbst ihre Opioid-Abhängigkeit publik gemacht. "Mein Leben bestand nur daraus, an Oxy zu kommen", schrieb sie in einem Essay für das Magazin Artforum. Mit der von ihr gegründeten Protestgruppe "P.A.I.N." hatte sie im Februar die Rotunde des Guggenheim Museums mit Transparenten verhüllt und dort Flugblätter verteilt (SZ vom 12.2.2019). Der National Portrait Gallery, die sie zu einer Retrospektive eingeladen hatten, drohte Nan Goldin mit einem Boykott, sollte sie Geld von den Sackler-Erben annehmen.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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