Kunstakademie:Hasenjagd

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Stark vertreten in der Auktion ist die Malerei, hier das Gemälde "Icare s'en va" von Anais Cousin aus der Klasse Anke Doberauer. (Foto: Akademieverein)

Der Akademieverein München lädt zur traditionellen Herbstauktion ein. Mit den Erlösen werden studentische Projekte, Ateliers und Stipendien gefördert. Vorbesichtigung ist an diesem Wochenende

Von Evelyn Vogel

Die beiden Häsinnen, die hinter der brennenden Kerze eine beinahe vorweihnachtliche Stimmung verbreiten, werden am Montagabend das vermutlich am meisten beachtete Kunstwerk im Lichthof der Akademie sein. Hängen sie doch direkt neben dem Auktionspult bei der traditionellen Versteigerung des Akademievereins. Natürlich werden die Werke währenddessen professionell vorgeführt und sichtbar projiziert, bevor Katrin Stoll vom Auktionshaus Neumeister gemeinsam mit dem Galeristen Bernhard Wittenbrink die Bilder, Grafiken, Fotografien und Objekte unter den Hammer bringt. Damit aber alle, die mitsteigern und so die Arbeit des Akademievereins unterstützen wollen, das Angebot auch wirklich kennenlernen können, werden alle 120 Werke von Samstag bis kurz vor der Versteigerung am Montag im Lichthof, im Auditorium und im Vortragsraum des Neubaus öffentlich präsentiert. Es ist eine Chance, sich ein wenig in der Akademie umzusehen und zu schauen, welche zeitgenössischen Strömungen hier verfolgt werden. Allerdings muss man sich dabei bewusst sein, dass die Auswahl auch etwas verkaufskonform getroffen wurde. Was die zur Auktionierung gebrachten Lose betrifft, sind die Arbeiten vielfach der Gegenständlichkeit und der Figuration gewidmet.

Die Auktion, 1990 von Gile Haindl-Steiner ins Leben gerufen, hat Tradition. Noch länger ist die des Akademievereins, der vor 33 Jahren gegründet wurde. Die Vorstandsköpfe haben sich im Laufe der Jahre verändert, seit 2014 führt die frühere Stadträtin Monika Renner den Verein, aber das bürgerschaftliche Engagement ist geblieben. Neben dem Akademiepräsidenten, der qua Amt im Vorstand ist, besteht das Führungsgremium aus vielen Menschen, die auch beruflich mit Kunst befasst sind. Und zu den Mitgliedern zählen zahlreiche kunstinteressierte Bürger, die sich nicht nur hier, sondern auch in anderen Kunstinstitutionen engagieren.

Der Akademieverein will die Verbindung zwischen der Akademie mit den dort Studierenden und der Gesellschaft stärken, ein wenig wie ein Scharnier fungieren. Deshalb fördert er Projekte außerhalb der Akademie - mitunter auch sehr spontan, wie dies im vergangenen Jahr mit dem Projekt "Notel Prinzregent" geschah. Zudem werden Atelierzuschüsse gezahlt und Stipendien unterstützt. Regelmäßig vergibt der Akademieverein im Frühjahr einen Debütantenpreis, dotiert mit 1000 Euro, und anlässlich der Jahresausstellung den Preis des Akademievereins in Höhe von 3000 Euro. Der renommierte und mit 7500 Euro dotierte Günter-Fruhtrunk-Sonderpreis, dessen Preisträgerliste bekannte Künstlernamen ziert, liegt offensichtlich auf Eis; er wurde zuletzt 2010 vergeben, eine neuerliche Vergabe ist derzeit aber nicht geplant.

Als "Highlight" im alljährlichen Betrieb bezeichnet Vorsitzende Monika Renner aber die Auktion. 50 Prozent des Erlöses erhalten die Studierenden, die dabei oft erstmals mit den Mechanismen des Kunstmarkts in Berührung kommen - und so vielleicht auch eine Lektion fürs Leben danach erhalten. Die andere Hälfte steckt der Verein wieder in Fördermaßnahmen. Auch etliche Professoren reichen Arbeiten ein. Sie spenden aber die Erlöse zu 100 Prozent.

Traditionell ist die Auktion immer sehr gut besucht. Und nichts weniger erwarten sich die Mitglieder des Akademievereins auch dieses Jahr. Im vergangenen Jahr konnten bei der Auktion 110 000 Euro erzielt werden. Bei Aufrufpreisen zwischen 100 und 200 Euro eine stolze Summe. Und für alle Bieter geradezu eine Einladung, nicht lange vor Weihnachten auf Schnäppchenjagd zu gehen. Jia Yoos Hasen-Bild an der Wand soll die Bieter provozieren, genau das nicht zu sein, was sie dargestellt hat, ein "Angsthase".

26. Auktion des Akademievereins , Montag, 14. November, 18.30 Uhr, Erweiterungsbau der Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 4. Vorbesichtigung: Samstag bis Montag, 12. bis 14. November, jeweils von 11 bis 18 Uhr, Online-Katalog: www.akademieverein.de

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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