Kunst und Realität:Akkordmonster

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Ein Bekenntnis zum anderen, vielleicht gar eine gesellschaftliche Utopie: Der schroffe Tonartwechsel im Adagio in Franz Schuberts berühmten Streichquintett bringt Widersprüchliches miteinander in Verbindung. Abbildung: Hrsg. Eusebius Mandyczewsk/Breitkopf&Härtel (Foto: N/A)

Das Fremde, das andere bei Beethoven und Schubert: Was man in der klassischen Musik hören kann, wenn man unter dem Eindruck von Flüchtlingselend und IS-Terror steht.

Von Reinhard J. Brembeck

Jeder, der derzeit in Konzerte, Museen, Buchhandlungen geht, wird dabei auch an die Flüchtlingsströme und den (Pariser) Terror denken. Und es ist kein Wunder, dass das Theater, eine so wendige wie schnelle Kunstform, diese Erschütterungen schon kommentiert, dass in Konzerten der Opfer gedacht, für die Flüchtlinge gespielt wird. Aber all das sind äußerliche Aktionen, die kaum ins Innere der Kunst vorstoßen. Deshalb dürften viele Kunstfreunde immer ein etwas schlechtes Gewissen haben angesichts der desolaten Weltlage: Ist es nicht hedonistischer Egoismus, sich derzeit mit Kunst abzugeben? Zumal auch noch Bertolt Brechts berühmte, unselige Einlassung durch viele Hirne spuken dürfte: "Was sind das für Zeiten, wo / Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist. / Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!"

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