Kunst:Tomma Abts' Gemälde

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(Foto: 2018 readsreads.info)

Sie lebt bereits seit Mitte der neunziger Jahre in England. Erst jetzt jedoch bekommt die deutsche Turner-Preisträgerin dort ihre erste Einzelausstellung in nicht-kommerziellen Räumen, und zwar in der Londoner Serpentine-Gallery.

Von Alexander Menden

Die Londoner Serpentine-Gallery wartet im Juni mit einigen Highlights auf. Der Sommerpavillon eröffnet, und es gibt ein Christo-Projekt namens "Mastaba". Den Anfang macht aber die deutsche Turner-Preisträgerin Tomma Abts mit einer Werkschau im Sackler-Gebäude. Es ist ihre erste Einzelausstellung in einer nicht-kommerziellen britischen Institution - bemerkenswert, schließlich lebt und arbeitet sie hier seit 1995. Abts nutzt den Raum unter anderem dadurch, dass sie Leerstellen lässt: Die beiden zentralen Räume, in denen früher Schießpulver lagerte, lässt sie unbespielt. Nur wenige Künstler haben der Versuchung widerstanden, diese gunpowder rooms mit ihren atmosphärischen Backsteinwänden sich selbst zu überlassen.

Doch Abts' Kunst lebt von einem kontrollierten Kontext, weil er die faszinierend undurchdringliche Geometrie ihrer Malerei sich entfalten lässt. Daher scheint es folgerichtig, dass nur die weißen Wände des Hauptraums genutzt werden - 25 Bilder sind im Karree aufgehängt, alle im exakt gleichen Abstand. Das bringt die aus malerischer Intuition gewachsene Vielschichtigkeit des einzelnen Werks zur Geltung. Abts braucht lange, um im Prozess ihr Bild zu finden - erst in Acryl, dann in Öl trägt sie viele Farblagen auf, ohne Vorzeichnung. Das Ergebnis - es ein "fertiges Bild" zu nennen, ginge an der Sache vorbei - verrät in Linien, Kreisen und verwirrend strengen Abstraktion meist nur noch durch leichte Farberhebungen etwas über die Vorstufen.

Bisher hat die Künstlerin stets im Format 48 mal 38 Zentimeter gearbeitet. In London tauchen nun Werke auf, die in der Mitte durchgetrennt, deren Ecken abgerundet, oder die in größeren Formaten gehalten sind. Auch das Materialspektrum hat sich erweitert: "Swidde" und "Dako", beide 2016 entstanden, sind nicht etwa in Braun und Silber gehaltene Gemälde - sie sind aus Bronze und Aluminium gefertigte Abgüsse derselben gemalten Vorlage. Hier sind die Strukturen der sonnenartigen Kreise und Strahlen nur noch in erhabenen Linien nachzuvollziehen. Es ist eine konzentrierte, Konzentration belohnende Schau.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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