Kunst:Katharina von Werz stellt in München aus

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Von GOTTFRIED KNAPP, München

Es mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen, dass Künstler, die abstrakt malen, ihren Bildern gerne sprechende Titel geben, während die Maler, die gegenständlich arbeiten, gerne auf erklärende Titel verzichten. Doch wer sich mit den jeweiligen Kompositionen beschäftigt, begreift, was die Autoren damit bezwecken. Die Abstrahierenden laden das Publikum zum Enträtseln des sonst schwer deutbaren Geschehens ein. Die Verfasser genau erzählender Bildern aber wollen durch die Verweigerung eines Titels ihren Arbeiten die Dimension des Geheimnisses eröffnen.

Die Münchner Malerin Katharina von Werz hat, obwohl sie stets vom Gegenstand ausgeht, aber bis zur freien Abstraktion vorstößt, immer Titel für ihre Arbeiten gefunden, also den Betrachtern einen Schlüssel in die Hand gegeben. Die Ausstellung in der Münchner Galerie Hasenclever (bis 16. April) gibt einen konzentrierten Überblick über die Entwicklung ihres Werks seit den Siebzigern. In den frühen Interieurs und Ortsansichten werden die in feiner Tonigkeit angedeuteten Gegenstände noch einer geometrischen Ordnung unterzogen. Die Selbstporträts aus den Achtzigern hingegen lassen die Figuren in gedämpfter Farbigkeit aus einem malerisch subtil behandelten Grund hervorwachsen.

Die Neunziger sind dann die Jahre der gestischen Auflösung: In der Serie der "Liegenden" etwa erfühlt man die ruhenden Körper der Figuren nur noch in einem Gestrüpp farblich fast dissonanter, motorisch ganz unterschiedlicher Malgesten. Die dabei gewonnene formale und koloristische Dynamik kann Katharina von Werz in den Serien sich vergnügender Paare - einige tragen den Titel "Venus und Adonis" - so mit grafisch zupackenden, Umrisse andeutenden Strichen kombinieren, dass eine Art von Dreidimensionalität auf der Leinwand entsteht.

In die dritte Dimension hat sich die Malerin auch mit ihren farbigen Bronze- und Terrakotta-Skulpturen gewagt. Etwas wie eine Kombination malerischer und bildhauerischer Ideen ist ihr auf den Bildern der "Tanzenden" gelungen: Deren Formen füllen selbst größte Formate mit wirbelndem Leben, ja es gelingt ihnen sogar, etwas wie Raum auf der Fläche zu simulieren.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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