Kunst:Gezüchte und Gerüchte

Lesezeit: 4 min

Die Schau "Phantastisch!" zeigt im Münchner Lenbachhaus das Archiv zu Alfred Kubin, diesem Universalkünstler und Urvater der Fantasy-Ästhetik.

Von Catrin Lorch

Das Grauen eines Albtraums muss nicht aktionsgeladen sein. "Die grosse Boa" zeichnet Alfred Kubin um 1903 mit dem Körper einer Schlange und dem Kopf eines Raubtiers. Die Ausgeburt ist nicht bedrohlich, weil der Zeichner Reptil und Raubtier zusammenbringt und davor - wie zum Maßstab - noch eine kleine hilflose Nackte aufs Papier gesetzt hat. Es ist die natürlich anmutende Verschmelzung von Tiger und Boa, die den Betrachter erschauern lässt. Dass sich das weich gestreifte Fell in einer endlosen Reihe praller Ringel fortsetzt. Und vor allem die fiese Ruhe, die von dem dösenden Gezücht ausgeht. Als habe es schon einiges verschlungen, sei schlicht zu träge, dieses Menschlein auch noch herunter zu würgen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: