Kunst:Die Sängerin wartet

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Er ist ausgebildeter Tänzer und Choreograf und ein Star der zeitgenössischen Kunst. Nun arbeitet er daran, Theater und Museum wieder neu zusammenzubringen: Tino Sehgal. (Foto: Christian Kielmann/imago)

Paris feiert Tino Sehgal. Warum wird er in Deutschland nirgends gezeigt? Dabei besitzen Museen seine Werke.

Von  Catrin Lorch

Es ist ein besonderer Moment, in dem man plötzlich dabei ist. In dem der Gesang einsetzt oder alle anderen plötzlich mit ausgreifenden Schritten den Raum durchmessen. Und auch wenn man dann noch glaubt, dass man sich vor der Kunst befindet - beispielsweise weil man an einer Säule lehnt -, entkommt man dem Werk von Tino Sehgal nicht, will es vielleicht auch gar nicht. Weil es so neugierig auf einen zukommt. Im Palais de Tokyo ist es eine junge Frau mit lockigen Haaren, die einfach zu erzählen beginnt. Sie muss nicht laut sprechen, so nahe kommt sie dem Zuhörer. Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die erzählt, wie sie, bevor sie von Südafrika nach Paris umzieht, ihren Vater bittet, einen Karton voller Erinnerungsstücke aufzubewahren. Sie freut sich über Nachfragen. Was war in dem Karton und warum zierte sich der Vater? Während sie antwortet, hat man das Gefühl, Teil einer Novelle zu sein. Diese Kunst neigt sich einem zu - als ob das Mädchen mit dem Perlenohrring auf dem Gemälde von Vermeer plötzlich aufschaut.

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