Kunst:"Aufgeheizte Situation"

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Soll man mit Rechten ausstellen? Die für diese Woche geplante Leipziger Jahresausstellung in der Baumwollspinnerei wurde nach Streit um einen AfD-nahen Maler abgesagt.

Von Kito Nedo

Mit der "stark politisierten und aufgeheizte Situation" wird die Absage der für diese Woche geplanten 26. Leipziger Jahresausstellung begründet. Der Veranstalter, der Verein Leipziger Jahresausstellung e. V. (LIA), hatte lange gezögert, auf Künstlerproteste und die Debatte um den zur Schau eingeladenen Maler Axel Krause zu reagieren, dessen Nähe zur AfD öffentlich kritisiert wird. In der am Freitag verschickten Pressemitteilung erklärte der Vorstand um den Vereinsvorsitzenden Rainer Schade nun auch seinen Rücktritt.

Die Kontroverse, die zur Absage der in Leipzig populären Schau auf dem Gelände der Baumwollspinnerei führte, hatte sich an der Teilnahme des Malers Axel Krause entzündet, der sich in der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung kulturpolitisch engagiert und in den sozialen Medien seit Jahren offen völkisch-rechts positioniert. Im vergangenen Jahr hatte seine Leipziger Galerie "Kleindienst" schon die Zusammenarbeit beendet. Gegen die Teilnahme von Krause an der Jahresausstellung hatten Künstler in einem gemeinsamen Brief protestiert und ihre Sorge formuliert, gegen ihren Willen für eine Rehabilitierung des AfD-nahen Malers in der Leipziger Szene vereinnahmt zu werden. Dem Verein gelang es offensichtlich nicht, diese Furcht zu entkräften: Die Künstler Moritz Frei und Oskar Schmidt zogen ihre Teilnahme an der Gruppenschau mit insgesamt 36 Künstlern im Vorfeld zurück. Ausschlaggebend war aber womöglich nicht der Künstlerprotest allein, sondern der Unmut der auf dem Spinnereigelände arbeitenden Ausstellungsinstitutionen und Galerien, die den guten Ruf des international bekannten Kulturzentrums gefährdet sahen.

Michael Arzt, künstlerischer Direktor von Halle 14, einem dort ansässigen Zentrum für zeitgenössische Kunst, betonte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, dass sich die von ihm geleitete Institution seit ihrer Gründung 2002 "für kulturellen und transnationalen Dialog und gegen Diskriminierung" einsetze. Halle 14 sei zudem Teil des Netzwerks "Die Vielen", das sich gegen rechten Populismus wendet. Auch der Leipziger Galerist Jochen Hempel distanzierte sich im Kunstmagazin Monopol: Die auf dem Gelände ansässigen Galerien hätten "strukturell und inhaltlich nichts mit dem Verein der Jahresausstellung zu tun". Die Einladung Krauses sei eine "deutliche Provokation" gegenüber diesen Galerien gewesen.

Unterdessen formiert sich eine unabhängige Künstler-Initiative, die sich für ein Stattfinden der 26. Leipziger Jahresausstellung starkmacht. Die Absage der Leistungsschau sei "nicht richtig und überstürzt" und wirke "unprofessionell", heißt es in einer E-Mail, die von der Künstlerin Louise Walleneit am Wochenende an die Kulturszene verschickt wurde. "Der Rücktritt des Vorstandes hätte andere Auswege ermöglicht." Der Zweck des Vereins sei das Organisieren der Ausstellung, und der Verein sei auch ohne aktiven Vorstand satzungsgebunden. Auch wenn der zurückgetretene Vorstand sich bedauerlicherweise nicht in der Lage sehe, die Ausstellung zu organisieren, so sei er es doch den Künstlern, Vereinsmitgliedern, Förderern und Ehrenamtlichen "schuldig, dafür zu sorgen, dass die Veranstaltung, organisiert durch eine professionelle Vertretung, planmäßig stattfinden kann".

Ob man sich im Fall einer Wiederbelebung der gerade abgesagten Ausstellung gegen oder für die Teilnahme von Krause aussprechen würde, wollen die Künstler noch beraten.

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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