Kulturförderung:Ein Häppchen für den Schwarm

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Der Crowdfunding-Wettbewerb "stadt.raum.kunst" der White Box

Von Cindy Riechau, München

Wie überzeugt man Menschen davon, sich an kreativen Projekten zu beteiligen? Das werden die Teilnehmer des ersten Münchner Crowdfunding-Wettbewerbs "stadt.raum.kunst" in den nächsten Wochen herausfinden. Etwa 30 Ideen für die kreative Eroberung Münchens waren bis zum Bewerbungsende im Juli eingegangen. 18 davon erfüllen die Kriterien des Wettbewerbs - haben also einen Bezug zum Stadtraum und zur Stadtgesellschaft sowie einen künstlerischen Ansatz. In diesen Wochen und Monaten arbeiten die Ideengeber ihre Finanzierungskampagne aus. "Einige werden ihre Konzepte noch etwas verfeinern müssen", ahnt Martina Taubenberger, Geschäftsführerin der Whitebox und Hauptinitiatorin des Crowdfunding-Projekts. Aber: "Alle Ideen erfüllen die Voraussetzungen für gewinnbringende Kampagnen".

Von 2. Oktober an gehen die Projekte bei der Crowdfunding-Plattform Startnext online. Ziel wird sein, möglichst viele Menschen im Netz für eine finanzielle Unterstützung ihrer Idee zu mobilisieren. Das Budget der eingereichten Projekte wird zwischen 5000 und 15 000 Euro liegen. Wer im Netz am erfolgreichsten Spenden gesammelt hat, bekommen zusätzlich Fördermittel von der Whitebox. Insgesamt vergibt das Künstlerkollektiv, das den Wettbewerb gemeinsam mit dem Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München ausgeschrieben hat, noch einmal 10 000 Euro. Zudem begleiten Experten aus der Kreativwirtschaft die Crowdfunding-Teilnehmer, von denen längst nicht alle Erfahrungen mit dem Online-Spendenmarathon haben.

Initiatorin Martina Taubenberger ist sehr angetan von den eingereichten Ideen. Vielversprechend etwa findet sie die Idee von "Munich-Art-Walk", einem Fotografie-Projekt, das Orte in München in 360 Grad Aufnahmen ablichten und dann in einer Art virtuellen Ausstellung für Menschen weltweit festhalten will. "Dabei werden auch Orte fotografiert, die nur temporär existieren, flüchtig sind", erklärt die Geschäftsführerin der Whitebox eine Besonderheit des Vorhabens. Für die Technik und die Nachbearbeitung der einzelnen Aufnahmen rechnen die Ideengeber mit mindestens 350 Euro pro Standort. Die Idee stammt von einem Münchner Unternehmen.

Aber auch Einzelpersonen beteiligen sich mit innovativen Projekten an dem Wettbewerb - etwa mit der Idee einer "Malmeile". Dabei sollen Passanten angehalten werden, eine Papierrolle zu gestalten. Wie die "Malmeile" setzt auch die "Radelküche" auf die Einbindung von Bürgern. An der Isar wollen die Initiatoren an weniger bekannten Orten eine mobile Küche einrichten, die die Menschen finden sollen, um so noch mehr Ecken von München zu entdecken. Auch das Integrationskonzept des Vereins World-Cafe Europe bezeichnet Martina Taubenberger als "eine schöne Teilhabeidee". Die Anmelder dieses Vorhabens wollen Geflüchtete mit Münchner Mitbürgern zusammenbringen und so ein "Crowd-Kunstwerk" schaffen. Eine Idee für den Ort des Zusammentreffens bei Live-Musik haben die Initiatoren auch schon: den Hof der Glyptothek.

Apropos Höfe: Ein Teilnehmer des Crowdfunding-Wettbewerbs möchte Hinterhof-Konzerte mit unterschiedlichen musikalischen Genres in der Stadt organisieren. Ein weiteres Projekt versucht einen Bezugspunkt zur "Weißen Rose" herzustellen. Für die Umsetzung ihrer Ideen haben die Teilnehmer von "stadt.raum.kunst" bereits bei einem ersten Workshop Impulse von Vertretern aus der Kreativwirtschaft bekommen. Zudem erhält jeder der Ideengeber noch einmal ein ausführliches Feedback der Wettbewerbs-Jury. Martina Taubenberger von der "Whitebox" empfiehlt einem Projekt, das die Vermarktung einer Schallschutzhaube für Musiker vorsieht, vorab schon einmal "eine große Aktion". Denn: "Die Menschen müssen ja aufmerksam werden auf die Projekte, damit sie bei der Finanzierung helfen".

Am 23. Oktober wird der Kampagnenpreis verliehen - ein Häppchen, um den Schwarm weiter anzulocken. Am 19. November wird schließlich bei einer Wahlparty in der Whitebox der Sieger des Crowdfunding-Wettbewerbs von Jury und Publikum gekürt. Dann können die Teilnehmer mit der Umsetzung ihrer Pläne beginnen.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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