Kündigung einer Verlegerin:Protest gegen Verlegerwechsel

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Birgit Schmitz verlässt Hoffmann und Campe im Streit. Autorinnen und Autoren sind irritiert, empört.

Von Marie Schmidt

Namhafte Autoren haben sich in einem offenen Brief für die Verlegerin Birgit Schmitz ausgesprochen, von der der Verlag Hoffmann und Campe sich gerade trennt. Zuvor hatte die Ganske-Gruppe, zu der Hoffmann und Campe gehört, den früheren Leiter der Verlage Atrium und Arche, Tim Jung, als Geschäftsführer eingesetzt und damit der bisherigen Programmleiterin Schmitz sowie der kaufmännischen Leiterin Stefanie Folle übergeordnet. "Dies führte in der Folge dazu, dass Birgit Schmitz auf für uns kaum nachvollziehbarem Wege dazu gebracht wurde, den Verlag zu verlassen", heißt es in dem Brief, den unter anderem Can Dündar, Irene Dische, Francis Fukuyama und Michael Haneke unterzeichnet haben: "Die jüngsten Ereignisse irritieren uns und unser Verhältnis zum Hoffmann und Campe Verlag doch sehr. Der Art und Weise, wie mit Birgit Schmitz verfahren wird, möchten wir hiermit etwas entgegensetzen. Wir möchten ihr unseren Dank und unsere Wertschätzung aussprechen, die größer nicht sein könnte."

Der Verlag erklärte dazu nur dünn: "Nach vorangegangenen erfolglosen Verhandlungen wurde das Arbeitsverhältnis mit Birgit Schmitz beendet. Abschließende Gespräche stehen zurzeit noch aus."

Der Vorgang erinnert an den Rauswurf von Barbara Laugwitz aus dem Rowohlt Verlag

Der Vorgang erinnert an den Rauswurf der Verlegerin Barbara Laugwitz aus dem Rowohlt-Verlag, die sich dazu jetzt im Spiegel erstmals geäußert hat. Auch gegen ihre Entlassung hatten Autorinnen und Autoren in einem offenen Brief protestiert. Sie sei davon sehr gerührt gewesen, so Laugwitz: "Die haben durch diesen Einsatz mein Ansehen, überhaupt meine Zukunft gerettet. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein."

Über die Gründe für das Zerwürfnis zwischen der Ganske-Gruppe und Birgit Schmitz kann man indes nur spekulieren. Die Verlegerin hatte im Jahr 2017 die Nachfolge von Daniel Kampa angetreten, der seinen eigenen Verlag gründete. Im noch von ihr verantworteten Herbstprogramm befinden sich internationale Autorinnen und Autoren wie William Kelley und Véronique Olmi, Sachbücher der Globalisierungskritikerin Naomi Klein und von Paul Theroux. Schmitz' Nachfolger Tim Jung wurde in der Pressemitteilung der Verlagsgruppe zu seinem Amtsantritt zuvörderst für eine bei Atrium installierte Krimireihe und dafür gepriesen, mit der Veröffentlichung von Erich Kästners "Blauem Buch" einen modernen Klassiker "wieder in den Kanon der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller (...) zurückgeholt" zu haben.

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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