Krieg und Weltkulturerbe:"Er nimmt uns das Recht auf unsere Geschichte"

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Die Erlöserkirche in Kiew. (Foto: Viktor Onyshchenk/Panther Media)

Der Militärhistoriker und Selenskij-Berater Wasil Pawlow über die Bedrohung des kulturellen Erbes in der Ukraine durch die russischen Angriffe.

Interview von Renate Nimtz-Köster

Bis zum Krieg war Kiew nicht nur eine vibrierende europäische Metropole, sondern auch gern besuchte Stätte des Weltkulturerbes. Die Sophienkathedrale mit den ältesten Mosaiken Osteuropas steht auf der Unesco-Liste, vor allem aber das Kiewer Höhlenkloster mit seinen Katakomben, Kirchen und Museen. Auf dem Westufer des Dnepr schrieb der Mönch Nestor 1112 die erste ostslawische Chronik. Hier entstand die erste Buchdruckerei Osteuropas, der Goldschatz der Skythen ist hier zu sehen mit 20 000 atemberaubenden Exponaten und die Mariä-Himmelfahrtskathedrale mit ihren fünf Zwiebeltürmen. Rainer Maria Rilke schrieb nach seinem Besuch in der "Petscherska Lawra" über die Mumien der Eremiten: "Sie fühlten auch verschloßne Klosterstuben/zu nahe an Gelächter und Geplärr,/so daß sie tief sich in die Erde gruben." Der Legende nach erstreckt sich das Höhlensystem bis nach Moskau. Gerade Russland aber bedroht die Stätten nun. Russische Truppen haben die Hauptstadt eingekreist. Der Militärhistoriker Wasil Pawlow gehört zum Beraterstab von Präsident Wolodimir Selenskij. Er hat eine Nichtregierungsorganisation zur Rettung des Nationalen Kulturerbes gegründet und erklärt, warum die gemeinsame ukrainisch-russische Geschichte die Kulturgüter der Ukraine nicht schützt.

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