Korrespondenzen:Tauben und Pässe

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Europa kann man ohne Fahrpläne so wenig verstehen wie ohne Postverkehr. Die Kulturzeitschrift "Horen" veröffentlich nun aktuelle Schriftstellerbriefwechsel. So wird das Heft zum Gegenwartsroman, zum Kaleidoskop einer Krise.

Von Lothar Müller

Ohne die Fahrpläne, die Autobahnen und Landstraßen, die Fährverbindungen und Luftkreuze kann man Europa nicht verstehen. Vor allem nicht ohne den Postverkehr. Im Frühjahr 2016 hat das Netzwerk der Literaturhäuser 28 Autoren und Autorinnen zu Briefwechseln mit europäischen Kollegen ermuntert. Die 14 Korrespondenzen wurden in den Literaturhäusern vorgestellt, inzwischen sind sie im Druck erschienen. Gleich der erste Briefwechsel zwischen dem deutschen Lyriker Jan Wagner und seinem mazedonischen Freund und Kollegen Nikola Madzirov führt mitten hinein in das Europa der Gegenwart. "Ich wuchs in einem Viertel auf," schreibt Madzirov, "in dem es mehr Taubenzüchter als Menschen mit Pässen gab. Leidenschaftlich sprachen sie von ihren Brieftauben, die stundenlang über verschiedene Länder fliegen konnten und trotzdem in ihren Schlag zurückfanden."

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