Komödie:Held im Hawaiihemd

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Polizist Baaba (Omar Sy) zeigt den Damen in seinem neuen Ermittungsgebiet Miami seine Dienstmarke. (Foto: Constantin)

In der sympathischen Polizistenkomödie "Belleville Cop" reist Frankreichs Superstar Omar Sy als europäischer Cop für Ermittlungen nach Miami.

Von Doris Kuhn

Wenn man an den Schauspieler Omar Sy denkt, dann denkt man unweigerlich an "Ziemlich beste Freunde", die französische Hitkomödie von 2011, in der er einen Nichtsnutz aus der Pariser Banlieue spielte, der aus Versehen zum Pfleger eines bourgeoisen weißen Rollstuhlfahrers wurde. Der arme Pfleger zeigte dem reichen Mann wo im Leben der Spaß liegt, den man mit Geld durchaus kaufen kann, und er brachte damit das ganze schicke Mitteleuropa zum Lachen.

Für Omar Sy führte das zu Starruhm, bald wanderte er nach Hollywood aus. Dort spielt er seither in Superheldenfilmen und anderen Großproduktionen mit, wo man ihn selten bemerkt. Deshalb ist die erfreuliche Nachricht, dass Omar Sy nun mal wieder eine französische Komödie gedreht hat. Er ist die Hauptfigur in "Belleville Cop", einem Multikulti-Buddy-Movie, das sozusagen auch nach Amerika auswandert: Es verulkt den amerikanischen Polizeifilm auf amerikanischem Boden.

Zu Amerika lässt sich noch schnell sagen, dass dort gerade ein Remake von "Ziemlich beste Freunde" im Kino läuft, koproduziert vom gefallenen Harvey Weinstein, der das Projekt noch mit angeschoben hat, den man aber vorsichtshalber aus dem Abspann strich. Der Film ist nahezu identisch mit dem Original, bloß mit landeseigenen Komikern besetzt.

Omar Sy ist jedenfalls nicht dabei. Omar Sy ist jetzt als "Belleville Cop" in Miami. Er spielt einen Streifenpolizisten namens Baaba, der aus dem Pariser Stadtviertel Belleville kommt, chinesische Kampfkunst praktiziert, seine arabische Mutter liebt und für einen toten Freund in die Fremde geht. Nach Miami eben, um dessen Mörder zu jagen, der dort in Drogengeschäfte involviert ist.

Miami steigert die ethnische Vielfalt, Baaba wird ein amerikanischer Cop zur Seite gestellt, dessen Wurzeln in Puerto Rico liegen. Diesen Ricardo gibt Luis Guzmán, sonst oft auf der Gangsterseite, hier schön als Aggro-Polizist. Kaum treffen die beiden Männer aufeinander, setzen sie die Vorraussetzung des Buddy-Movies in Gang: den Wettbewerb. Wer ist schlauer, wer versteht seinen Job besser, das sind die Themen im Vordergrund, während hintenrum allmählich Gemeinsamkeiten aufscheinen.

Beide sind einsam, beide opfern zuviel Zeit für ihre Mütter, beide haben die romantische Vorstellung, mit ihrem Beruf die Welt zu retten. Das Genre macht dabei, was es immer macht. Es evoziert Lacher, mehr mit den Männern als über sie, das spricht für den Regisseur Rachid Bouchareb. Es ist sowieso verblüffend, was ein französischer Regisseur in einen amerikanischen Polizeifilm hineinbringt. Florida wirkt bei Bouchareb gelegentlich wie eine französische Kolonie, denn wer nicht spanisch spricht, spricht französisch, und zwar wortreich, egal ob DJ, Leibwächter, Schläger oder Afrikaner auf Staatsbesuch. Dadurch wird die sonst übliche Strenge von Gangstern wie von Polizisten munter sabotiert. Nur Baaba kommt schwer zurecht. Er möchte gern so ein Cop sein, wie er das im Fernsehen früher bei "Miami Vice" gesehen hat, aber solche Eskapaden mögen seine neuen Kollegen gar nicht.

Also ist Baaba oft heimlich unterwegs, bis er nach etlichen Kollisionen mit dem Gesetz allmählich versteht, wo seine Stärke liegt: Er muss gar kein Held sein. Er hat womöglich einen modischen Auftrag. Und das wiederum kann nur mit Omar Sy als Schauspieler funktionieren, denn nur er besitzt die nötige Nonchalance, um mit Luis Guzmán eine Schlacht der Party-Anzüge auszutragen, den Pastellfarben seiner Umgebung knallige Hawaiihemden entgegenzusetzen und auch sonst großzügig Stilbewusstsein zu demonstrieren. Wodurch die Längen im Plot nicht weniger werden - aber trotzdem gibt Omar Sy so dem Polizeifilm, was ihm bislang häufig fehlt: Eleganz.

Le Flic de Belleville , F 2018 - Regie und Buch: Rachid Bouchareb. Kamera: Alain Duplantier. Schnitt: Vincent Tabaillon Mit Omar Sy, Luis Guzmán, Biyouna, Diem Nguyen, Franck Gastambide. Constantin, 111 Minuten.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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