Komödie:Durch die Nacht

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Sieht nach Candlelight-Klischee aus: Jack (Simon Pegg) mit seinem Date Jessica, gespielt von Ophelia Lovibond. (Foto: StudioCanal)

Die hübsche britische Liebeskomödie "Es ist kompliziert...!" kommt ganz ohne Hollywood-Klischees aus und erzählt von einem Flirt in der Londoner U-Bahn.

Von Anke Sterneborg

Das Problem mit der Liebe besteht oft darin, dass sich die Menschen in der Kennenlernphase im allerbesten Licht zeigen wollen und entsprechend verstellen. Wenn dann mit einsetzender Beziehungsroutine langsam die Masken fallen, kann es zu bösen Überraschungen kommen. Aber nicht so bei Nancy (Lake Bell), die mit ihren 34 Jahren ausreichend ernüchtert und dazu als Engländerin mit einer guten Portion schwarzem Humor ausgestattet ist. Den "Was-wäre-das-Leben-ohne-Hoffnung"- Sermon einer Zugnachbarin zum Beispiel bügelt sie mit einem knappen "Na, dann lieber sterben!" ab.

Kurz darauf gerät sie unter der großen Uhr in der Londoner Waterloo Station durch Zufall an das Blind Date einer anderen Frau. Eigentlich will sie das Missverständnis aufklären, wird dann aber von dem Herrn ausgerechnet durch ein Zitat aus Jonathan Demmes Serienkillerfilm "Das Schweigen der Lämmer" betört. Sie beschließt, endlich mal spontan zu sein und lässt der Sache ihren Lauf. Und da sie von der Situation so gar nichts erwartet, kann sie völlig entspannt sie selbst sein und ganz unbeschwert saufend und lachend mit ihrem neuen Zufallsbekannten Jack (Simon Pegg) durch die Nacht ziehen - wodurch sie einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn ausübt.

Die Komödie ist das Spielfilmdebüt der Drehbuchautorin Tess Morris, inszeniert hat sie Regisseur Ben Palmer, der zuletzt mit "Sex on the Beach" kein ganz glückliches Händchen hatte. Doch aus dieser spontanen Blind-Date-Ausgangslüge spinnen die beiden hier eine ausgesprochen vergnügliche, romantische Comedy, deren Motor nicht mit amerikanischer Sentimentalität, sondern mit britischem Realismus geölt ist.

Statt makellosen Hollywood-Fantasiefiguren begegnen sich hier echte Menschen mit ganz normalen Lebenskrisen. Die werden vom britischen Working-Class-Komiker Simon Pegg (gerade auch wieder im "Mission Impossible"-Team zu sehen) und der noch recht unbekannten Lake Bell ziemlich unwiderstehlich in Schwingung versetzt. Statt beim Candlelight-Dinner oder im Schein des Sonnenuntergangs Klischees nachzuhängen, gehen die beiden auf die Bowlingbahn oder eine Kneipentoilette. Statt sich mit sorgfältig gewählten Worten zu umschmeicheln, torpedieren sie sich mit scharfzüngigen Screwball-Dialogen voller kleiner Lebensweisheiten. Die schöne Balance von Wortwitz und Slapstick trägt, zusammen mit der Chemie zwischen den Hauptdarstellern, auch über das unnötig schwerfällig und dick geratene Finale hinweg.

Man Up , Großbritannien 2015 - Regie: Ben Palmer. Buch: Tess Morris. Kamera: Andrew Dunn. Mit: Simon Pegg, Lake Bell, Rory Kinnear, Olivia Williams. Verleih: StudioCanal. 88 Minuten.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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