Komödie:Der Macho und seine Mama

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Die Komödie "Der Vollposten" war in Italien erfolgreicher als die letzte "Star Wars"-Folge. Der italienische Comedy-Star Checco Zalone parodiert darin alle Klischees über seine Landsleute.

Von Rainer Gansera

Da geraten Han Solo und Prinzessin Leia mit ihrem Kampf gegen die dunkle Seite der Macht ins Hintertreffen, wenn in Italiens Kinos zugleich Checco Zalone gegen die dunkle Seite der politischen Macht antritt. Das heißt gegen die Verwaltungsreform, die ihm seine Beamtenprivilegien wegnehmen will. Checco Zalone: Künstlername und Kunstfigur des hierzulande noch unbekannten, in Italien immens populären Musikers, Sängers und Comedy-Stars Luca Pasquale Medici. Sein vierter Kinofilm, wieder in Zusammenarbeit mit Regisseur Gennaro Nunziante entstanden, lockte in Italien zehn Millionen Zuschauer ins Kino und überflügelte damit souverän die siebente "Star Wars"-Episode.

Checco lebt im paradiesischen Zustand des Provinzbeamten, er genießt seine Privilegien: Unkündbarkeit, Müßiggang, Bestechung. Im Amt für Jagd und Fischfang regiert er als Herr der Genehmigungsstempel. Quasi ein Gott, Objekt der Begierde aller heiratsfähigen Damen der Gegend. Doch Mamma sorgt immer noch am besten für ihn, sie verziert ihm den morgendlichen Cappuccino mit zwei Kakao-Herzchen und präsentiert ihm die Pasta-Sorten zur Auswahl wie Juwelen in einer kostbaren Schatulle.

Alles herrlich überdreht in Szene gesetzt, karikaturhaft zugespitzt, im Satire-Stil einer commedia all'italiana, die landesübliche Klischees und Stereotype genüsslich aufspießt. Checco, das Inbild des tölpelhaften Angebers, der Machosprüche klopft, aber bei Mamma unterschlüpft. Die Stunde der Bewährung naht, wenn mit der Gemeindeverwaltungsreform die Beamtenarmeen ausgedünnt werden sollen. Checco soll gegen eine Abfindung das aufgeben, was ihm das Heiligste ist: die Festanstellung im öffentlichen Dienst. Standhaft weigert er sich und also versetzt ihn eine hexengleiche Ministerialbeamtin in Gegenden, "wo selbst eine radioaktiv verseuchte Ratte das Weite suchen würde".

Diese Gegenden sind unter anderem Sardinien und Südtirol, schließlich landet der widerspenstige Provinzbeamte am nördlichen Polarkreis, wo er italienische Wissenschaftler vor Eisbär-Attacken beschützen soll. Dort verliebt er sich in eine hübsche Klimaforscherin, und die Liebe weitet seinen Horizont. Er erhält einige Lektionen in kultureller Diversität und verwandelt sich in ein beinahe charmantes Wesen. Checco Zalone beherrscht die Kunst, Italo-Klischees, so banal sie sein mögen, in guten Komödienstoff zu packen. Er ist der geborene Parodist, seine gestische Präzision, das Erzähltempo und die Selbstironie machen seine Komödienkunst universell. Zugleich spielt diese Beamtensatire immer auch damit eine Hommage ans Mamma-Pasta-Dolce-Vita zu sein, was ihren irren Erfolg in Italien erklären mag.

Quo vado? , Italien 2016 - Regie: Gennaro Nunziante. Buch: Checco Zalone, Gennaro Nunziante. Mit: Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco, Maurizio Micheli. Weltkino, 86 Minuten.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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