Klaus Zehelein:Der ewig Unruhige

Der Operninendant als unerbittlicher Pädagoge: Klaus Zehelein. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Klaus Zehelein lernte bei den Darmstädter Musikkursen, an den Fortschritt der Kunst zu glauben. Diesen Glauben zelebrierte er dann als Opernmacher in Frankfurt und Stuttgart. Jetzt wird dieser unerbittliche Kunstermöglicher 80.

Von Egbert Tholl

Klaus Zehelein war 19 Jahre alt, als er begann, die Ferienkurse für neue Musik in Darmstadt zu besuchen. Der dort entwickelte Fortschrittsgedanke in der Kunst, speziell in der Musik, ließ ihn nie mehr los. Dieses Denken kulminierte dann an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, wo er von 1977 an zusammen mit dem Dirigenten Michael Gielen die Zukunft der Oper definierte. Zehn Jahre lang behauptete mit ihm als Chefdramaturg die Frankfurter Oper einen Spitzenplatz in Europa.

Dieses Kunststück wiederholte er 1991, als er Operndirektor in Stuttgart wurde. Dort machte er da weiter, wo er in Frankfurt aufgehört hatte, setzte sich radikal für neue, auch sperrige Stücke ein, suchte in der Umsetzung von Repertoireklassikern nach Regielösungen, die das Werk in Bezug zur Gegenwart setzten. Zehelein erzog das Stuttgarter Publikum mit kompromissloser Qualität in allen Bereichen zur Neugierde - und machte das Haus zwischen 1994 und 2006 sechs Mal zum Opernhaus des Jahres, obwohl er gleichzeitig mit harten Sparauflagen zu kämpfen hatte. Höhepunkte dieser Zeit waren Aufführungen von Werken Luigi Nonos und von Richard Wagners "Ring", inszeniert von vier verschiedenen Regisseuren. 2006 beendete Zehelein diese Ära und wurde Präsident der Bayerischen Theaterakademie, wo er dem Regienachwuchs beibrachte, was Musiktheater heute bedeuten kann. 2014 ging der stets Streitbare in einen unruhigen Ruhestand, am 5. September wird er 80 Jahre alt. Wir gratulieren herzlich.

© SZ vom 05.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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