Klassik:Seraphisch verquer

Lesezeit: 1 min

Robin Ticciati, der neue Chefdirigent des Berliner DSO. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Bachs Weihnachtsoratorium wird derzeit überall gespielt. Robin Ticciati aber verlegt sich in Berlin auf "L`Enfance du Christ" von Hector Berlioz.

Von Wolfgang Schreiber

Es gibt keinen Evangelisten. Stattdessen verkündet ein schneidiger Erzähltenor aus dem oberen Block der Berliner Philharmonie die heilige Geschichte und steigt dann hinunter. Die geistliche Trilogie "L'enfance du Christ" von Hector Berlioz wird hier zu einer Art Krippenspiel. Über die Stufen und Treppen des Scharoun-Saals sind Maria und Joseph mit Jesus-Puppe auf der Flucht nach Ägypten. Denn der König Herodes hatte zuvor aus Angst vor diesem Kind mordlüstern geträumt, getobt und georgelt. Die Hirten und Engel des Rias-Kammerchors kommentieren das geschmeidig. Und am Ende landet die Heilige Familie im nordägyptischen Sais, bei den Muslimen, die den Flüchtenden Großherzigkeit gewähren und mit Kammermusik zweier Flöten mit Harfe verwöhnen. Auf dem hinteren Podium sitzt derweil das Deutsche Symphonieorchester (DSO), das der neue junge Chefdirigent Robin Ticciati elastisch und einfühlsam leitet. Es ist ein Weihnachtsgruß des sanften Exotismus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: