Kinderbuch:Fragen an Seine Heiligkeit

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Illustration aus Claudia Rinke und Jens Bonnke: Kinder sprechen mit dem Dalai Lama (Foto: Verlag)

Der Dalai Lama spricht mit Kindern, beantwortet ihre Fragen nach Glück und Weltfrieden und dem Sinn des Lebens. Lebendig erzählt und schwungvoll - eine Hommage, aber unkritisch.

Von Matthias Drobinski

80 Jahre alt wird der Dalai Lama in der kommenden Woche, am 6. Juli. Er hat ein beeindruckendes Leben gelebt, er ist ein weltweit geachtetes spirituelles Vorbild, der Anwalt seines Volkes. Für seinen gewaltfreien Kampf um ein autonomes Tibet hat er den Friedensnobelpreis erhalten. Der Dalai Lama ist ein Gott zum Anfassen, der gerne fröhlich ist und Scherze liebt. Er ist ein guter Erzähler, der die Lehre des tibetischen Buddhismus, zusammen mit einiger Welt- und Lebensweisheit, einfach und prägnant darstellen kann.

Alles dies ist schon ziemlich oft aufgeschrieben worden: die Geschichte des kleinen Jungen Lhamo aus der fernsten tibetischen Provinz, der mit drei Jahren von Mönchen gefunden und zur Inkarnation des 14. Dalai Lama erklärt wird. Der in Lhasas Palästen aufwächst, als junger Mann zum Anführer seines bedrängten Volkes wird und 1959 ins indische Dharamsala flieht. Claudia Rinkes Buch bietet aber eine gute Einführung in das Leben und Denken des Dalai Lama. Sie durfte zudem bei zwei Treffen des Dalai Lamas mit Schülern dabei sein, die 2014 in Frankfurt und Hamburg stattfanden; sie hat die Antworten gut lesbar aufgearbeitet.

Der Mann kann gut mit den Schülern umgehen, die ihn da befragen, zu Leben und Tod, Krieg, Gerechtigkeit, Hunger, zum Islam und zum Sinn des Lebens, ob er schon mal Hosen getragen hat oder mal verliebt war. Tenzin Gayatzo, der "Ozean der Weisheit", erzählt viel aus seinem Leben und bringt so den Lesern seine Botschaft nahe: Die Welt braucht Menschen mit einem fühlenden Herz gegenüber anderen Menschen und allen Mitgeschöpfen. So wird diese unheile Welt besser, so können auch die Menschen glücklich und zufrieden leben.

Es ist das Buch einer Verehrerin und Überzeugten, das ist seine Stärke und seine Schwäche. Claudia Rinke schreibt begeistert und schwungvoll, es fehlt dem Buch aber auch jegliche Distanz. Kritische Fragen fehlen, ebenso die Konflikte innerhalb des Lamaismus oder mit den jungen Tibetern, die den Kampf um die Autonomie Tibets nicht mehr friedlich fortsetzen wollen. Und den Satz, dass der Dalai Lama "als geistiger Führer aller Buddhisten" verehrt wird, würden längst nicht alle Buddhisten unterschreiben (ab 10 Jahre).

Claudia Rinke: Kinder sprechen mit dem Dalai Lama. Wie wir eine bessere Welt erschaffen. C.H. Beck, 160 Seiten, 18,95 Euro.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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