Karikaturen:Ohne Worte

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Dieter Olaf Klama schafft es, mit wenigen Strichen den Kern der Dinge zu zeigen. Kurz vor seinem 80. Geburtstag würdigt eine Ausstellung des Fördervereins Komische Pinakothek sein Werk

Von Sabine Reithmaier

Es wäre schon sehr gut, wenn der Förderverein Komische Pinakothek endlich ein angemessenes Domizil für ein Satiremuseum finden würde. Dann wäre endlich die Zeit vorbei, in der er Ausstellungen wie die aktuell laufende Schau anlässlich des 80. Geburtstags Dieter Olaf Klamas in zwei kleine Räume pressen muss, deren möblierte Enge es unmöglich macht, dem Werk des großen Karikaturisten gerecht werden. Doch ohne die Schau des Fördervereins gäbe es gar keine Geburtstagsausstellung in München. Und das wäre natürlich sehr schade.

In den letzten Jahren gab es zwei große Klama-Ausstellungen. Allerdings nicht in München, wo Klama den größten Teil seines Lebens zeichnete, sondern in Regensburg und Landsberg am Lech. Dort boten die Ostdeutsche Galerie 2012 und das Stadtmuseum 2014 umfassende Werkschauen, die den ganzen Kosmos des Zeichners umfassten. Das begrenzte Platzangebot in München ermöglicht dagegen nur ein einziges, opulentes Gemälde: "Europa". Der Stier, auf dessen Rücken sich die schöne Frau rekelt, ist ein echter Europäer, weshalb er auch die vorgeschriebene Ohrplakette für Nutztiere trägt.

Klama empfand sich nie als politischer Karikaturist. Dazu sei er zu wenig neutral, sagte er einmal. Aber direkt unpolitisch ist er auch nicht, das zeigen die Burka-Frauen, eine davon gehüllt in die amerikanische Flagge, oder seine Shalom-Friedenstaube in Camouflage-Anzug. Gern kommentiert er die Tücken des Alltags. Seine pointierten Betrachtungen kreisen um die Widrigkeiten der Technik oder das komplizierte Verhältnis der Geschlechter. Selbstverständlich analysiert er alles mit großem Können, egal ob er mit Bleistift, Tusche, Buntstift, Aquarellfarbe, Pastellkreide arbeitet oder im gezielten Stilmix Collagen fertigt. Und wie es sich für einen guten Karikaturisten gehört, beherrscht er die Fähigkeit, mit ganz wenigen Strichen ganz viel zu sagen.

Geboren wurde Klama 1935 in Hindenburg/Oberschlesien, heute Zabrze in Polen. Nach einer dramatischen Flucht - der Zehnjährige musste sich ganz alleine nach Bayern durchschlagen - verbrachte er seine Jugend in der Oberpfalz. 1955 setzte er sich nach München ab, studierte dort bei Eduard Ege und Josef Oberberger und genoss das Schwabinger Künstlerleben.

Von den Sechzigerjahren an zeichnete Klama seine Cartoons für Zeitungen und Magazine. Jahrelang druckte die Süddeutsche Zeitung seine Cartoons auf der "Letzten Seite" der Wochenendausgabe. Einschließlich jener legendären Zeichnung, auf der nichts zu sehen war außer den Worten: "Ohne Zeichnung". Klamas witzige Reaktion darauf, dass es ein Redakteur eine Woche zuvor gewagt hatte, unter seinen selbst erklärenden Cartoon "Ohne Worte" zu schreiben. Angesichts dieser Erinnerung ist es übrigens erstaunlich, dass in der Ausstellung viele Arbeiten nachträglich mit kleinen Papierschildchen betitelt wurden.

Seine großnasigen Figuren tauchten auch in Welt, Zeit, Spiegel, Stern, Lui oder Paris Match auf und steigerten ihren Bekanntheitsgrad noch durch eine Reihe von Büchern wie "Das große Klamasutram" , "Der Computer neben dir" oder "Die Macht der großen und der kleinen Tiere". "Olümpia Mynchen" wurde sogar zu einem Zeichentrickfilm, für den Klama nicht nur den Bundesfilmpreis, sondern auch eine Oscar-Nominierung erhielt.

Schon gut, dass der Förderverein einen so gelassen die Welt kommentierenden Künstler würdigt. Auch wenn die Ausstellung exakt zwei Tage vor Klamas Geburtstag endet.

Dieter Olaf Klama: Endlich achtzig!, bis 18. 12., Di. bis Do., 14 - 18 Uhr, Förderverein Komische Pinakothek, Herzog-Rudolf-Straße 9

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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